Singapur, 2. Stopover: “I only interfere, if he is lazy.”

DER TRENDBEOBACHTER sucht natürlich Megatrends, doch auch die kleinen Geschichten helfen, eine Megacity, ein Mega-Land und die entsprechenden Verhaltenveränderungen zu verstehen: So meinte der singapurische Taxifahrer “I don’t want to rob my son’s childhood (4 Jahre alt). I only interfere, if he is lazy.“

Deutsche Statussymbole sind unbezahlbar, in Singapur durchaus

Heute kam – in der Heimat – in der Welt die Meldung, dass „Zeit für sich“, „körperlich fit sein“ und z.B. „Sprachen sprechen“ wichtig und dass selbst der Besitz eines Smartphones nicht mehr erstrebenswert sei. In Singapur ist das Leben anders codiert! Das Land ist enorm wettbewerbsorientiert. Es geht um Geld, es geht um Effizienz. Es geht (viel mehr) um Ego. Und es geht um das Überleben in einer Stadt, die zu teuer wird – zum Beispiel für einen Taxifahrer (und das ist ganz und gar nicht die Unterschicht). Die Oberklasse will bedient werden – die Oberklasse will oben bleiben. Der Platz ist begrenzt, und insbesondere die Immobilienpreise -bei Kauf wie bei der Miete – steigen. Die einen kaufen davon Rennpferde, die anderen raten Ihren Kindern auszuwandern.

„Richness is a mega trend“

Und da kommt der zentrale Megatrend für und von Singapur: Boston Consulting untersucht jährlich unter dem Namen „Global Wealth“ das Privatvermögen von Menschen weltweit. Deutschland z.B. hat 650 Superreiche mit mehr als 100 Millionen EUR (Vorjahr 680 Personen). Hongkong und Singapur sind Gewinner der aktuellen Entwicklungen mit einer extrem hohen Millionärsdichte (nach Quatar, Schweiz und Kuweit). Treiber der Steigerung von 7,8% auf 135,5 Billionen Dollar weltweit ist die Region Asien-Pazifik – und genau das ist hier mehr als sichtbar. Alleine 4 Dior-, 6 Gucci-, 6 Bottega Veneta-Shops… und mehr als 90 Shopping-Malls hat Singapur zu bieten! 5x Louis Vuitton, 6x Super-Handies von Vertu, The Rolex Centre ist fast so groß wie ein Hotel. Da sieht der nigel-nagel-neue Rimowa-Store fast klein und nett aus.

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DER TRENDBEOBACHTER hat noch nie so eine hohe Dichte an Hermes-Gürteln observiert! Mathias Haas konnte sich von der Kaufkraft selbst ein Bild machen, denn die Eröffnungen der neuen PANERAI-Boutique war genauso auf dem Programm wie die Party beim ersten Perrier-Jouet Salon in Singapur. Der Champagner hat geschmeckt – die Mechanismen sind ähnlich wie Zuhause. Es hat natürlich auch Spaß gemacht!

Dazu passt dann auch die Aussage des Verkäufer bei einem italienischen Top-Label, wonach chinesische Männer es durchaus fertig bringen, in 30 Minuten etwa 18.000 EUR auszugeben.

Strategisch ausgearbeitet und ein starker Treiber der Wirtschaft: Singapur als Destination: Tourismus fliegt – die Mobilität der Oberschicht ist signifikant. Egal ob die Formel 1 mal wieder per Flugzeug ins Land kommt und über sieben Tage beispielsweise tageslichtähnliche Beleuchtung auf- bzw. abbaut. Oder ob Singapur ein Riesenrad mit 165 Meter Höhe realisiert: Es geht um die Etablierung von Entertainment für Touristen. Diese füllen dann auch hochpreisige Hotels, damit die beiden Casinos glücklich werden.

P1060764Und das werden sie! Nach der ICCA (International Congress and Convention Association) hat die Megacity in 2012 etwa 23 Mrd. Tourismus-Dollar realisiert. 2010 waren es noch 18,9. Die Zahl der Ankünfte lag bei 14,4 Millionen – das sind knapp 40.000 Menschen pro Tag! Allein der Zuwachs an deutschen Besuchern lag im dritten Quartal 2012 bei 20% im Vergleich zu 2011.

Mathias Haas ist aufgefallen, dass selbst der Weg vom Flughafen (lt. Skytrax der beste Flughafen der Welt – zum vierten Mal) bis zum PKW im Parkhaus nur fünf Minuten dauert. Sicher, der international erfahrende Redner und Moderator reist nur mit Handgepäck (travel light), doch immerhin muß für diese Strecke noch ein (fahrerloser) Zug genutzt werden.

Nochmals: „In Singapore, things work!”

Top-Spender aus Asien fangen erst an, die Stadt zu entdecken. Erst eine recht kleine Gruppe der Chinesen, der Indonesier, der Inder, der Philippinen reist nach Singapur! Das Rennen geht erst los. Welche Rolle spielen da deutsche Zielgebiete? Nun, beispielsweise hat die Outlet City Metzingen schon längst die attraktive Zielgruppe aus Asien entdeckt. Doch noch lange sind nicht alle bereit dazu – noch oft gibt es typisches Frühstück und kein Gefühl für die Unterschiede zwischen Nord- und Südindern, für die Vorurteilen zwischen Singapurern und den Chinesen.

Doch der Markt wird es regeln – die Zunftsfitten realisieren die Machtverschiebung, die neuartigen Verhaltensweisen. Die geschulten Mitarbeiter wissen, dass nicht jedes asiatische Gesicht ein Chinese ist und dass die auch nicht nur „rumspucken“.

Zusammenfassend hier die Gedanken, das Fazit, das Update von Mathias Haas:

– „Super-Rich“ ist sichtbar, beweisbar, fühlbar.

Diese Menschen scheinen relaxed, höflich, die Codes natürlich besonders. Und selbst die „Highheels“ sind Standard. Selbstredend, dass ein Paar davon so viel wie das Dienstmädchen im Monat kostet. Übrigens kommen die günstigsten Damen heutzutage aus Burma.

– In Singapur scheint die „soziale Mobilität“ sehr begrenzt zu sein.

Vom Tellerwäscher zum Millionär, dafür sollte die Reise dann eher in die Schweiz gehen. Dort sind, nach einer neuen Studie der Credit Suisse, tatsächlich Migranten erfolgreicher als die Schweizer selbst.

Davon abgesehen ist es beeindruckend, dass in diesem jungen Land alles funktioniert! Es steht (erst) der 48. Geburtstag an, doch die Metro fährt seit Jahren automatisiert, die Parkgebühren sind in Sekunden vom Konto abgebucht und die Straßenmaut wird an neuralgischen Punkten dokumentiert. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,1 Prozent, diese Meldung schafft es auf den Titel der „THE STRAITS TIMES“, der wohl wichtigsten Tageszeitung des Landes.

Es ist Wahnsinn, dass ein System mit über 5 Millionen Menschen so effizient sein kann! Selbstverständlich passiert in dieser Megacity nichts einfach so. Selbst Graffiti in einer Unterführung wird über ein Programm gefördert, natürlich ist die Raumnutzung enorm, die Verdichtung sehr hoch. Apartments müssen einen Bunker haben, und Bauarbeiten hängen nicht von der Tageszeit sondern vom Lärm ab. Doch so streng wie der Reiseführer es beschreibt, ist das Leben dann doch nicht. Auch Mathias Haas ist über Straßen gelaufen, auch Taxis haben mal an Bushaltestellen gestoppt…

Wirklich beben wird Singapur erst wenn, beispielsweise China in Konflikte oder in einen Konjunkturabschwung rutscht. Dann braucht der Chinese vielleicht doch mal etwas länger für seine Einkäufe, dann bewegen sich die Coupons in Casino langsamer und dann, ja dann laufen die Rennpferde vielleicht auch noch langsamer.

Wollen wir es nicht hoffen, die ersten Verlierer wären Taxifahrer und Dienstmädchen.

Übrigens war es in Delhi deutlich einfacher, Interviews zu bekommen als in Singapur – das mag Zufall sein, dass mag logisch sein. DEM TRENDBEOBACHTER ist jedenfalls aufgefallen, dass einerseits der eigene Nutzen wichtig ist (welcher vielleicht nicht gesehen wurde) und andererseits sozial Schwächere schon gehörig Respekt haben – vor der Regierung? Vor unnötigem Stress?

 

DER TRENDBEOBACHTER hat eine tolle Mega-Richness-City gesehen. Doch er hat nicht nur „Expats“ be- und Edel-Flagships-Stores aufgesucht. Mathias Haas hat auch mehrfach für 3 Singapur-Dollar (= 1,77 EUR) gegessen. Der Sprecher und Workshop-Moderator hat sechs Interviews geführt und viele undokumentierte Gespräche geführt – immer auf der Suche nach dem „ASIAN MINDSET“!

Mehr zu Mathias Haas und seinen Megatrend-Updates, zu seinen Zukunftsthesen und der ASIAN MINDSET TOUR unter www.trendbeobachter.de

Mehr zum Moderatoren-Team und seinen veränderungsfreundlichen Moderationsmethoden, auch zu LEGO SERIOUS PLAY, unter www.play-serious.org