MegaTrend: Herr Lehrer Amazon.

Haben Sie Kinder? Nunja, egal wie Sie die Frage beantworten – zur Schule sind wir alle mal gegangen. Beziehungsweise haben eine Meinung zum Thema Schule, Unterricht und Kindererziehung.

Auch Apple lässt nicht auf sich warten. Wie das Titelbild hier ein Beispiel aus einer "Apple-Schule" für Kids, gratis natürlich.

Auch Apple lässt nicht auf sich warten. Wie das Titelbild hier ein Beispiel aus einer “Apple-Schule” für Kids, gratis natürlich.

Gut so. Und falls nicht: Vielleicht haben Sie eine nach der Lektüre dieses kleinen Artikels.

Früher, als die Welt noch… analog war, gingen die Schüler zur Schule und wurden (meist auf Stühlen an Tischen sitzend) unterrichtet, indem man ihnen Bücher mit Informationen drin überließ, Übungen mit ihnen machte, bei denen Dinge in Hefte geschrieben werden mussten. Auch der gute alte Tafelanschrieb, bei dessen Übertrag ins Arbeitsheft die Synapsen vernetzt wurden, ist uns sicher noch gut in Erinnerung.

In der Zukunft – die bereits begonnen hat und digital ist – soll das ein wenig anders aussehen. Da gehen die Schüler in die Schule und setzen sich vor ihren Computer oder bekommen wahlweise ein Tablet ausgeteilt, mit dem sie sich dann irgendwo in eine Ecke des Klassenraums verkrümeln.

Papier und Füller sind dabei ebenso obsolet geworden wie die Arbeitsblätter, die der Lehrer zu Hause vorbereitet hat. Stattdessen hat sich letzterer aus einer Aufgaben-Bibliothek bedient, die er – Achtung, kein Scherz – bei Amazon besorgt hat.

Früher hieß es „Verkauf“,
heute heißt es „Inspiration“

Genauer gesagt bei Amazon Inspire. Diese Plattform des einstigen Online-Buchhändlers stellt Content bereit, den Lehrerkollegen aus den Weiten der Welt dort eingestellt haben – durchsuchbar nach Typ des digitalen Materials (zum Beispiel: Buch, Bild, Chart, Klassenstufe, Bewertung durch andere Nutzer und so weiter). Jeder kann sich beteiligen (also Inhalte hoch- und herunterladen, bewerten und in seinen Klassen nutzen), der Spaß ist kostenfrei, und ganz nebenbei hat der Lehrkörper jede Menge Zeit gespart. Klingt gut, oder?

Genau, auch weil Amazon eigentlich im Grunde seines Herzens eine caritative Einrichtung ist, deren Hauptzweck es ist, Gutes für das Gemeinwesen zu tun! Nun, natürlich – mittels dieser starken Integration lassen sich auch wie nebenbei Synergien schaffen: Beim Waren- und Dienstverkauf für die Beschaffung der Schulen (vom Kindle oder Tablet bis hin zu allen anderen Dingen, die die Schule so braucht), die Akquise von Nutzer- und Nutzungsdaten über den Dienst AWS, die Content-Generierung für Kindle-E-Books und so weiter.

Und naja, wenn sie die lieben Kleinen schonmal an den Markennamen gewöhnt haben, dann werden sie natürlich auch ab dem Eintreffen des ersten Taschengeldes dort einkaufen. Die Bedienphilosphie ist ja bekannt. Voila.

Wem gehören bald die Schulen?

Und dann hätten wir da noch den Kampf der Giganten aus der mehr oder weniger virtuellen Welt: Google gegen Microsoft gegen Apple – und umgekehrt.

Wir lesen: “Mehr A-ha Momente“ (Apple), “verbessertes Engagement & Zusammenarbeit, kreatives Forschen und greifbare Lernergebnisse“ (Microsoft Minecraft Education) oder „Technologie, die das Lernen verbessert – überall und für alle“ (Google Education).

Während bei Apple der Verkauf der Geräte und die Gewöhnung an die hauseigene Software und damit die Bindung an die Marke im Vordergrund steht, scheint die Strategie bei Google und Microsoft etwas subtiler.

Letzteres Unternehmen geht mit einem Computerspiel in die Schulen. Diese (beziehungsweise die Schüler) entrichten aber anders als bei Amazon oder Google einen Obolus für die Nutzung des Spiels. Natürlich, die 2,5 Milliarden Dollar, die der Kauf der Spiele-Firma gekostet hat, müssen ja irgendwie wieder rein. Wo, wenn nicht durch die spielebegeisterten Kids, deren Lehrer sich dann für die Schüler Aufgaben und Herausforderungen ausdenken können. Auch hier ist angedacht, Mods und Inhalte in einer Community zu teilen.

Google hat hier das volle Programm am Start: Von der Hardware (Chromebooks) über Betriebssysteme und Software (Android Tablets, Google Docs) bis hin zu Kursplanungs- und Lerntools, die sich beliebig ausbauen lassen, ist hier alles am Start. Und das meiste ist – auf dem Weg zur Weltherrschaft – natürlich kostenlos. MOOC’s (massive open online courses) sind genauso darstellbar wie „normale“ Anwendungen im Klassenzimmer.

Soweit ein kleiner Einblick. Hier noch ein Ausblick:

Wollte man es auf die Spitze treiben, dann könnte man mittels virtueller Realität auch noch die Schulausflüge (zum Beispiel in den Zoo) abbilden.

Denn letztlich riechen die Tiere dort zwar nach Tier, aber anfassen oder mit ihnen spielen kann man auch nicht. Wenn man sich also das Gitter der Gehege oder die Scheiben der Käfige vorstellt und diese im Geiste durch 3D-Bildschirme oder Projektionen mitsamt einiger Lautsprecher ersetzt, dann könnten wir durch clever gemachten Content einen Besuch im Zoo simulieren. Ohne die Schule zu verlassen, einfach quasi in einer Vorstufe des Holo-Decks (die Älteren erinnern sich vielleicht noch an Star Trek – dort waren in den späteren Folgen solcherlei Techniken ein beliebter Freizeitspaß oder auch Trainingszentrum für die Crew).

Würde man dann noch auf clevere Art & Weise Verbindungen zu einem Unternehmen schaffen, wäre der Abweg von der natürlichen hin zur virtuell-kommerziellen Welt perfekt. Und hierbei sind weniger die Werbebotschaften gemeint, die sich subtil beim virtuellen Tierparkbesuch einblenden ließen. Wie wäre es z.B. mit einer virtuellen Innenstadt, in der die Kinder spielen gehen können? Facebook stellt dann dessen Daten-Engine die „Bewohner“ dieser Stadt bereit. Oder vielleicht ein anderer Konzern, Sie wissen schon, was ich meine…

Facebook und Google bauen und betreiben länderüber-greifende Internet-Backbones, Softwarehersteller und Einzelhändler liefern Lerninhalte für die Generationen von morgen. Und wo bleibt die Gesellschaft, wo bleibt der Staat? Sollten wir überhaupt nach ihm rufen, und wenn ja: Warum? Was haben wir, die Gesellschaft, dem entgegen zu setzen? Haben wir genügend Energie, genügend Willen und genügend Bereitschaft, gleichsam aktiv mitzugestalten – gerade, wenn es um die Zukunft unserer Kinder (und damit unserer Erde) geht?

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Mathias Haas – bekannt als DER TRENDBEOBACHTER. – spürt MegaTrends auf und verarbeitet sie als Redner so, dass die Besucher der Veranstaltungen, die Teilnehmer der Workshops auf spannende Weise eine neue Sicht auf unsere Welt bekommen. Denn er lebt im Hier & Jetzt und gibt Impulse für zeitnahe Entscheidungen. Denn die sind das nächste, was passieren muss.

Mehr zu ihm und seiner Arbeit unter www.trendbeobachter.de
Und für mehr Interaktion steht die PLAY SERIOUS AKADEMIE bereit: www.play-serious.org

P.S.
Letztere agiert übrigens auch mit Moderationsmaterial aus LEGO education.

HAAS.LEGO-StoryKit2