Ruanda rocks HighTech.

In einer Stunde kommt das Abendessen von Mathias Haas – durch Jumia Food, also von Rocket Internet aus Berlin. Jumia, Jumia Market, Jumia Travel, Jumia Food, Jumia Deals, Jumia House, Jumia Jobs, Jumia Car, Jumia Services: Alles rockt durch und dank der Charlottenstraße 4 in Berlin?! Ja, es gibt tatsächlich deutsche Unternehmen, die Afrika prägen. Aber nicht viele!

In der Heimat bietet „Home Delivery“ in 2017 immerhin einen Markt von über 3 Milliarden EUR. Und hier in Afrika, in Ruanda? Das weiß wohl nur Oliver Samwer – der Mann, der als „CEO von Rocket“ oder „unberechenbarer Zocker“ bezeichnet wird. Mathias Haas weiß es auch nicht, doch während der AFRICAN MINDSET TOUR wurde klar, dass viele – sehr viele Menschen – mit Jumia das Essen „zubereiten“ (lassen).

 

Und das in einer Hauptstadt, die sicherer erscheint als Stuttgart.

 

Ja – Kigali, die Hauptstadt von Ruanda, hat es wahrlich in sich. Dem Ruf nach wird das Land verglichen mit der Schweiz, doch Mathias Haas sieht hier eher „Singapur“. Es gibt einen klaren Plan, kaum Abweichungen und einen enorm starken Präsident. Dieser ist bekannt und unfassbar beliebt. Am 4. August sind Wahlen, und wenn der Präsidentenkonvoi durch die Straßen brettert, dann drehen die Menschen wahrlich durch. Sie sind kaum zu halten!

Keine Seltenheit, ein Fan freut sich auf die Wiederwahl des Präsidenten.

So war auch das Gespräch mit dem 43 jährigen Minister für Jugend & ICT (Informations- und Kommunikationstechnologie), Jean Philbert Nsengimana, eine wahre Wucht. Nun, in Europa spricht der Zukunftsexperte nicht allzu oft für oder mit Ministern der Regierung. Und doch würde das nicht so ablaufen wie hier beim Vertreter dieses 12 Millionen Volkes! Alleine die zwei Resorts, diese Themen als Ministerium zu definieren und dann noch zu verknüpfen, erscheint außergewöhnlich. Doch die Überlegung ist einfach: Über 50% der Bevölkerung sind unter 18 Jahre alt, und als Lösung des Problems „Zukunft“ gelten Jobs durch Digitalisierung!

Wie sich wohl Herr Drobrindt im Gespräch verhalten hätte?

So „einfach“ ist die Gleichung: Jobs durch Digitalisierung

 

Schnell wird klar, dass der Mann nicht ansatzweise abgehoben ist. „Phil“ ist zugänglich und Haas sicherlich kritisch – speziell bei Oberhäuptern auf diesem Kontinent. Er fordert „active citizenship“ und spricht von „walk the talk“. Well,… wenn wirklich Taten folgen, dann sollten wir Phil vielleicht für Deutschland, die Schweiz oder Österreich abwerben? So oder so: Er war schon zweimal beim World Economy Forum in Davos – und dieses hat es ihm wirklich angetan. Das „YouthConnekt Africa Summit“ ist seine Antwort. Diese Konferenz (dabei war unter anderem auch Jack Ma, der Gründer von Alibaba) hat Mathias Haas knapp verpasst, aber es hat sicher niemand gemerkt. Fast 3.000 Personen haben das neue Kongress-Zentrum gerockt!

 

Die Regierung will helfen und kann rechnen.

 

Und so bekommen Macher eine Plattform. Und die Regierung sorgt für eigene Leuchttürme… so ist es doch meistens. (Teure) Paradebeispiele in Sachen Blockchain, VR, digitale Landwirtschaft… alles Themen, die auch die Regierung von Ruanda nach vorne bringt. Gleichzeitig wird hier mächtig geliefert! Die Straßen sind mit Laternen, Gehwegen und manchmal auch mit Radwegen ausgestattet. In der Hauptstadt wird regelmäßig eine große Straße zur Fußgängerzone. Das ganze Land macht einmal im Moment „Kehrwoche“, und in der Konsequenz ist es wohl das sauberste Land Afrikas – so sagt man. Und so glaubt man… wenn man hier so unterwegs ist.

 

Heute besuchte der Redner und Moderator, der Wandlungshelfer und Trend-Übersetzer, ein Highlight in HighTech – und zwar im Normalbetrieb. Weit, viel weiter als die Beta-Version und weit weg von einem reinen PR-Projekt:

 

Zipline in Ruanda!

2016 hat die Regierung die Firma Zipline aus Kalifornien beauftragt, Cargo Drohnen zur Lieferung von Blutreserven einzusetzen. Im Sommer 2017 beliefert ein Drehkreuz im Minutentakt 12 Krankenhäuser. Ja, während der Stunde, in der Mathias Haas vor Ort war, flogen zwei Lieferungen los und zwei Drohnen sind gelandet. Die Fluggeräte sind benutzt, verschmutzt und werden auch mal repariert.

Das Problem ist offensichtlich: Die Wege sind lang und oft sehr schlecht. Geländewagen sind teuer, und Fahrer werden natürlich gebraucht – auch im Notfall, wenn eben keine Zeit zur Verfügung steht.

Hier wird eine Blutkonserve in die Transportbox gepackt.

Die Mechanik ist mittlerweile eingespielt, und es dauert knappe zehn Minuten von der Bestellung einer Blutkonserve seitens eines Arztes bis zum Start der Drohne. Bis zu 1,5 Kilogramm werden geladen, das Flugobjekt mit dem Ziel codiert, auf eine Rampe geschnallt und abgeschossen. Am Ziel fällt das Paket unten raus, der Fallschirm drosselt die Landung und die Box landet +/- 2 Meter genau. Fünf Minuten vor dem Überfliegen des Krankenhauses bekommt das Personal vor Ort eine Whatsapp. Kein Wunder also, dass die Macher vor Ort – lokales Personal genauso zum Beispiel Nick Hu, Head of Operations und Berkeley-Absolvent – mächtig stolz sind. Das können und dürfen sie auch sein!

 

Vergleichbare Auslieferung durch völlig autonome Roboter gibt es weltweit nur hier!

 

Während Zuhause über Drohnenzulassungen diskutiert wird, fliegen diese Geräte hier bei 99% aller Wetterlagen und locker über 100 Kilometer weit. Und nein, es liegt nicht an „Afrika“. Nein, es wird hier nicht einfach geflogen! Jeder Abflug wird vom Tower des Internationalen Flughafens in der Hauptstadt freigegeben. Und ja, es ist ein relativ kleines Land. Aber auch hier wird nicht auf einen Schlag ganz Ruanda versorgt. Dieser Standort wird betrieben, Fehler werden gemacht, und bald kommt ein weiterer Drohnenport dazu. Und später dann weitere Länder. Natürlich bleibt es für Zipline nicht bei diesem Staat. Das Unternehmen kommt aus dem Silicon Valley – think big!

Nun, das wäre doch auch eine Option für die alte Welt. Warum sollte eigentlich Zipline nicht auch bei uns fliegen. Oder haben wir solche Szenarien nicht? Organspenden & Co.?

Die Lage ist ganz sicher nicht so entspannt wie das fahren dieses Boards… aber selbst das findet man in Ruanda.

Sicher: Wie dick die Bretter sind, die gebohrt werden müssen, gibt die Gesellschaft vor. Ob sie tatsächlich gebohrt werden, entscheiden jedoch Menschen – Macher mit Mut und mit dem Blick nach vorn.

Uber gibt es hier nicht, also rauf aufs “Moto” – mit Helmpflicht.

Für Mathias Haas ist nun fast Bergfest auf seiner AFRICAN MINDSET TOUR. Als Trendexperte hat er bereits jetzt schon sehr viel gelernt – vor allem darüber, wie Denken auch noch funktionieren kann. Wie sich Trends andernorts entwickeln, welche Vorzeichen es braucht. Die nächste Station des Redners und Moderators ist Botswana. Auch hier wird er spannende Menschen treffen – und er wird tun, was seine Berufung ist: Er spricht, und zwar als Gastredner beim Botswana Innovation Hub. Ein Keynote Speaker aus Deutschland mit einem Vortrag zum Thema Megatrends auf einer afrikanischen Bühne – es ist sicher, dass es im Anschluss viele Fragen gibt.

Spätestens zurück in Deutschland gibt es mindestens ebenso viele Antworten vom TRENDBEOBACHTER, der eben kein Zukunftsforscher ist, sondern der es genau wie Minister Nsengimana sieht: „Whatever will change in 5 years will be built on plans from today.“