Hardenbergs: Ein Power-Paar für die Zukunft Grönlands

DER TRENDBEOBACHTER war in Nuuk, Grönland. Mathias Haas war zu Gast bei Julie und Svend Hardenberg. Letzterer war zum Beispiel Vorsitzender des Verwaltungsrates des größten Unternehmens (nach Umsatz) in Grönland und ist Seriengründer: Etwa mit einer Wassermarke namens Imivik Puilasumit oder der Kaffeerösterei namens Kaffivik. International kennen den Macher wohl die meisten Menschen als Hauptdarsteller der Netflix-Serie „Borgen, Macht und Ruhm“. Hier verkörperte er den grönländischen Außenminister. Die Wahl des Regisseurs war ziemlich passend.

Das Wasser aus Grönland, selbst Inuits kaufen es

Sie, die Künstlerin Julie Edel Hardenberg, hat wohl kaum weniger Renommee. Haas war beispielsweise noch im Mai in einer ihrer Ausstellungen „Landscapes of Belongings“ im Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin. Ihr zentrales Thema sind die Inuit gepaart mit dem Verhältnis zur Kolonialmacht Dänemark.

Da saßen wir also zusammen, und der Zukunftsexperte hat die Insider be- und ausgefragt, sie zur Zukunftsfitness Ihres Landes interviewt. Und schon damit nahm die Definition von „Komplexität“ ihren Lauf…

Grönland ist komplex!

Julie Hardenberg mit einem Ihrer Werke

Es ist beeindruckend, wie komplex ein Land mit 56.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sein kann. Die Besatzung durch die Dänen ist allgegenwärtig und früher oder später in jedem Gespräch präsent. Es ist -das- zentrale Thema der Künstlerin! Die Wunden sind noch immer groß. Davon abgeleitet und nicht minder delikat und komplex ist der Kreislauf zwischen den sehr hohen Fallraten an sexuellem Missbrauch, dem Alkoholkonsum (gerne dann, wenn gerade die Gehälter bezahlt wurden) und der weltweit höchsten Selbstmordrate. Schlussendlich geht es wohl um die Selbsteinschätzung der Inuit und nicht minder um das Verhältnis zur dänischen Kolonialmacht. Spätestens jetzt wird klar, dass DER TRENDBEOBACHTER und folgerichtig auch jeder Blogeintrag der Welt überfordert ist.

Herzlichen Glückwunsch dafür!

Mathias Haas hat über 60 Länder bereist, und natürlich gibt es hochkomplexe Strukturen und Kulturen wie exemplarisch in China. Doch der Knackpunkt ist, dass niemand dieses Maß an Vielschichtigkeit vom „naturgewaltigen Grönland“ erwartet. Zumal jedem Bürger dieses Landes massiver Wandel ins Haus steht!

Fast jede junge Person in Grönland lebt von und mit der Jagd und Fischerei. Da machen schon mal Restaurants am 1. August zu, denn die Renntierjagd beginnt. Da wundert es kaum, dass der Supermarkt Jagdgewehre einfach neben Nudeln einsortiert und jene Flinten dann auch mal in einem Auto oder dem Boot auf der Rückbank liegen.

Genau diese Menschen wurden und werden von dänischen Regierungen, Behörden und Entscheidern benachteiligt (exemplarisch dazu verdienen lokale Mitarbeiter im Gefängnis der Hauptstadt gut und gerne 7.000 DKK – etwa 1.000 EUR – weniger als dänisches Personal).

Dem Klimawandel sei dank

Nicht minder massiv werden wohl die Einflüsse durch die „neue Aufmerksamkeit“ ausfallen. Die Financial Times schrieb schon im September 2019 von „Greenland’s climate gold rush“, der das Land – mehr denn je – mit Aufmerksamkeit versorgt. Durch den Rückgang des Eises kommen seltene Erden quasi wie von selbst an die Oberfläche, und Unternehmen wie Kobold Metals sind bereits auf systematischen Forschungsrundflügen. Frei nach dem firmeneigenen Motto: „Finding the materials for the future of AI“. Gleichzeitig wird der Tourismus attraktiver. Beides ist eine unheimliche Chance für die Menschen vor Ort!

Endlich Unabhängigkeit?!

Das Power-Couple in Nuuk

Genau hier kommt der gemeinsame Nenner von Julie und Svend zum Tragen: Der Kampf um die Unabhängigkeit des Landes. Diesen scheinen beide lange und intensiv be- und getrieben zu haben. Die Energie, die die Künstlerin in jedes Werk legt, die Möglichkeiten, die der Top-Manager zeitgleich freilegt – sie scheinen ungebremst. Und doch ziehen sie jetzt erst mal weg. Wohin? In das Herzen des „Erzfeindes“? Im August diesen Jahres geht es zumindest nach Kopenhagen, mit der ganzen Familie. In die echte Großstadt. Diese Stadt ist über 30mal größer als die gesamte Bevölkerung Grönlands auf deutlich (!) weniger Fläche. Frei nach dem Motto: Willst Du Wandel? Sehr gerne das „volle Programm“!

Dichtestress pur

Das Powerpaar fordert die Zukunft heraus. Erst in Grönland, jetzt in Dänemark. Anschließend in der ganzen Welt? Der Zukunftsbegleiter Mathias Haas jedenfalls war völlig naiv, was die Kolonialmacht Dänemark den Inuit angetan hat und welche Benachteiligungen bis heute wirken (und hier klammern wir die Taten der deutschen Machthaber beispielsweise in Namibia aus). In der dänischen Hauptstadt erwarten die beiden folgerichtig mehr Mitstreiter als Zuhause. Letzteres hat viel mit der Kultur im Lande zu tun und sicherlich auch mit der Doktorarbeit von Julie: „Between power and powerless – the de/colonized mind“ heißt die Überschrift, die Novo Nordisk Foundation ist der Sponsor.

Die (lokal) durchaus strittig gesehenen Persönlichkeiten treibt die Wut an, es ist der Blick auf die tägliche Benachteiligung bei all den Möglichkeiten. Genau hier wurde Mathias Haas „hellwach“. Wie entwickelt sich wohl ein Volk, dass in fast jeder Familie mehr oder weniger traumatisiert ist und für das sich gleichzeitig die beschriebenen Möglichkeiten auftun. Jenseits der bisherigen Machthaber.

Die Inuit haben zukünftig die Wahl

In bestimmten Branchen (insbesondere bei Bergbau und Tourismus) klopfen Vertreter aller Nationen, Investoren und Unternehmen an. Egal ob ein Kleinunternehmer in den letzten zwei Jahren viermal von einem chinesischen Agenten zusammen die Gründung eines Reiseveranstalters besprach oder Lobbyisten von Bergbauunternehmen ihren Frequent Flyer Status bei der Air Greenland pflegen. Es tut sich was. Die Frage ist nur, wer wie „bewandert“ und wer „naiver“ ist. Wer am Ende des Tages den eigenen Werten treu ist und wer „klug“ mit dem großen Geld ins Bett geht. Aber nochmals: Dem Zukunftsexperten Haas ist durchaus bewusst, dass die Inuit auch vom „Westen“ über den Tisch gezogen wurden und mittlerweile endlich die Wahl haben. Die Auswahl zwischen sehr vielen potentiellen Partnern – aus der ganzen Welt.

Zusammenfassend wurde dann – nach zahlreichen formellen und vielen informellen Dialogen – klar, dass es Menschen wie Svend und Julie Hardenberg braucht, damit die Reibung entsteht. Menschen, die den Status quo – mit langem Atem – in Frage stellen und ganz unterschiedlich artikulieren. Pragmatisch, künstlerisch, visionär. International.

Wie war das noch? „Wir überschätzen, was sich in drei Jahren verändert und wir unterschätzen welchen Wandel wir in zehn Jahren durchlaufen“. Dieses Motto von TRENDBEOBACHTER Haas wurde wieder mal bestätigt. Zumal es wiederrum ein „Einzeltäter“ sind, die das System ans Limit bringen. Schön zu sehen, dass sich die beiden gefunden haben.

Mathias Haas ist DER TRENDBEOBACHTER und kein typischer Trendforscher. Auch ist Haas kein klassischer Zukunftsforscher. Der Zukunftsbegleiter ist pragmatisch und liebt die Gegenwart, denn Sie müssen heute für morgen entscheiden. Genau diese Unterstützung bekommen Entscheiderinnen und Entscheider und ganze Organisationen von der Trendbeobachtung genauso wie von der PLAY SERIOUS AKADEMIE.

Mehr zum Trendexperten Mathias Haas: www.trendbeobachter.de

Mehr zur Zukunftsbegleitung der PLAY SERIOUS AKADEMIE: www.play-serious.org