DeepMind aus Balgheim

DER TRENDBEOBACHTER war beim Mastermind Martin Riedmiller. Er ist ein deutscher Informatiker und Wissenschaftler und außerdem Mitglied von DeepMind. DeepMind Technologies gehört zu Google – und möchte nichts einfacheres als „Intelligenz verstehen“. Eben jener Herr lebt in einem 1.282-Personen-Dorf. Irgendwo beim Bodensee.

Es gibt viel zu wenige „Riedmillers“!

Der ehemalige Professor aus Freiburg arbeitet seit fast acht Jahren – mit seinem Team aus London – an Regelungstechnik. Er spricht von „Fusion“ und „Sollpunktreglung“ und vergleicht diese Herausforderungen mit bremsen und heizen. So weit, so unklar. Da hilft auch seine Veröffentlichung in „the world’s leading multidisciplinary science journal“ ‘Nature‘ nicht viel weiter: https://www.nature.com/articles/s41586-021-04301-9. Denn hier wiederrum geht es „Plasma-Regelung in einem Fusionsreaktor“.

Was der Zukunftsexperte Mathias Haas aber verstanden hat ist, dass künstliche Intelligenz beispielsweise heute schon so gut bei der Bilderkennung funktioniert, weil Kameras nichts anderes sind als Sensoren. Daraus dann selbstlernende Systeme zu machen, genau das ist Riedmillers persönliche „Challenge“. Er möchte es einfach verstehen und über das aktuelle Limit hinaus führen. Weiter als alle bisherigen Lösungen. Er ist eben nicht nur sehr sympathisch und bodenständig, er ist Wissenschaftler. Ein Gelehrter, der unter optimalen Bedingungen forschen darf. So war zum Beispiel der Lebensmittelpunkt in Balgheim kein KO-Kriterium für seine Beteiligung in diesem seltenen „Club“. Die Alphabet-Tochter DeepMind hatte damit gar kein Problem. Auch schon vor sieben Jahren nicht! Er ist eben gut. Das Unternehmen schafft den Rahmen, und Riedmiller ist immer wieder für eine Woche in London.

Nur 1.000 Menschen arbeiten hier

Martin Riedmiller und Mathias Haas sind sich schnell einig, dass „Ambitionslosigkeit“ kein Geschäftsmodell und dennoch diese Haltung weitläufig zu finden ist. Die Unterscheidung zwischen „schwacher“ und „starker“ KI ist so ein Beispiel: Die schwache Variante besitzt keine Kreativität und keine ausdrückliche Fähigkeit selbstständig im universellen Sinne zu lernen. Die starke KI ist eben deutlich stärker.

Mathias Haas jedoch fragt sich: „Warum arbeitet einer wie er nicht für einen deutschen Autobauer oder für einen global Weltmarktführer – zum Beispiel im Maschinenbau? Warum stehen Unternehmen in Balgheim nicht Schlange? Warum ist einer der renommiertesten Profis in Sachen KI nicht wirklich bekannt? Wie viele Riedmillers haben wir denn in Deutschland? In der Schweiz und/oder Österreich? Ist er Ehrenbürger oder gibt es wenigstens einen Straßennamen?

Zwischen autonomem Fahren und Industrie 4.0 brauchen unsere Unternehmen wirklich große Lösungen. Komplexität sollte ihr Fokus und Segen sein. Nur für die Antworten auf wirklich komplexe Themen gibt es auch weiterhin Premiumpositionierungen. Nur dafür bekommen wir alle ein Leben in der Spitzenklasse.

Die einfachen Themen beherrschen sehr viele andere Anbieter auch!

Natürlich können wir alles irgendwie herleiten und erklären… und vor allem vertagen und zweifeln… aber wollen wir das??? Bleibt etwa der Fachkräftemangel die „Monster-Ausrede“ für eine schwache Schulausbildung im Informatik-Segment – für die nächsten Jahrzehnte? Wollen wir Schülerinnen und Schülern wirklich Wissen über „zukunftsfitte“ Technologien vorenthalten? Den Stellenwert auch zukünftig nicht als weitere „Fremdsprache“ definieren und damit untergraben? Wollen wir das durchaus denkbare Schulfach „Künstliche Intelligenz“ wahrlich und praktisch vorenthalten? Wir haben doch kaum relevante internationale Anbieter in Sachen IT…und wir haben doch Europas größtes KI-Forschungskonsortium, das Cyber Valley in Tübingen. All dies braucht eben Zeit…und späterhin Köpfe. Nicht nur aus dem Ausland.

Doch nochmals: „Ambitionslosigkeit“ kein Geschäftsmodell!

All diese harmlosen, selbstherrlichen und grob fahrlässigen Aussagen findet Mathias Haas regelmäßig und branchenübergreifend. Diese Haltung macht den Zukunftsexperten regelmäßig sprachlos.

Und was sagt der Research Scientist von DeepMind dazu? DER TRENDBEOBACHTER hat ihn erst gar nicht gefragt, Martin Riedmiller wäre viel zu höflich und seine Meinung hat Gewicht. Er würde dazu wohl maximal „lächeln“. Zumal er dann doch irgendwie bei Google arbeitet. Schade eigentlich.

Mehr zum Zukunftsexperten und TRENDBEOBACHTER Mathias Haas: www.trendbeobachter.de

Mehr zur “Change-Maschine” PLAY SERIOUS AKADEMIE: www.play-serious.org