Urban Future: „We are doing everything we can“
Mit diesem Zitat begann Europas wichtigste Konferenz für nachhaltige Stadtplanung – in Stuttgart. „Benztown“ war der Rahmen, und Ola Källenius (Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group) war der Absender der oben zitierten Botschaft.
Spätestens da war DER TRENDBEOBACHTER wach!
Geben wir wirklich alles? Oder braucht es mehr? Radikaler? Massiver? Mit deutlich größerem Investment auf allen Ebenen? Die Antwort ist doch glasklar. Zumindest für Menschen, die nicht wieder an Hexenjagd glauben.
Viele Menschen sind der Meinung, dass ein kleiner Beitrag jeder Person schon einiges bewirken kann. Andere sind der Meinung, dass wir selbst mit den massivsten Maßnahmen den Klimawandel kaum noch stoppen können. Große und kleine Schritte – gerne. Wirklich gerne?! Gut, die Tagung im Haus der Wirtschaft kam ohne Klimaanlage aus und nicht nur Mathias Haas war – ganz und gar nicht konferenz-like in der kurzen Hose dabei. Die rund 30°C haben „der thematisierten Zukunft“ gewiss Nachdruck verliehen. Nicht nur der Trendexperte hat sich wohl gefragt, wie so ein Treffen von etwa 2000 Stadtplanern, Politikern, Architekten und NGO-Vertretern wohl in fünf oder zehn Jahren abläuft. Ob eine der 200 Sprecherinnen und Sprecher dann auch noch aus Australien eingeflogen wird? Wie sich wohl die Welt verändert und wie wir damit umgehen?
Veränderer waren jedenfalls vor Ort. Viele davon. Die populäre Bezeichnung lautet ja eher „Aktivist“. Macher und Macherinnen würde Mathias Haas eigentlich dazu sagen. Auffällig war, dass sich auffällig oft Bürgermeisterinnen und Bürgermeister diesen Hut aufziehen und tatsächlich einfach mal machen.
„Cities are in charge of space“ so eine Aussage. Dabei ist es schon bemerkenswert, dass selbst in Oslo – trotz einer enormen Elektrifizierung im ÖPNV – noch in 2021 auf der Straße circa 50 Prozent der „Climate Emissions“ von Vans und schweren LKWs stammen. Lösungsansätze kommen aber auch von dort, etwa die Paketmitnahme auf Busrouten. Danach gefragt, wie die beteiligten Parteien denn reagieren, meinte Tiina Rouhonen (Project Coodinator MOVE21 aus Oslo): Die Kunden lieben es, die Busfahrer Board und die Paketzusteller wie UPS oder DHL dagegen sind wenig amüsiert. Letzteres sei ihr aber ziemlich egal.
Schön zu sehen, wie selbstbewusst diese Menschen Wandel vorantreiben!
An anderer Stelle wird diskutiert, was Stuttgart (oder andere Städte) tun müsse, damit es kein Detroit wird. Gemeint ist der Untergang einer Stadt durch eine Branche: Etwa die Automobilbranche. Mit dieser Provokation spielt der Redner und Berater Haas schon länger. Es lag also auf der Hand: Der Zukunftsexperte musste diesen Workshop besuchen. Zumal Mathias Haas erst vor ein paar Tagen – in Stuttgart – einen Nio zur Probe gefahren hat. Und ja, man wird diese neuen Anbieter sehen.
Sehr oft. Zu oft?
Mit Blick auf das Auf und Ab der US-Metropole wurde darauf verwiesen, dass in Krisenzeiten dort bis zu 25% der Einwohner die Stadt verlassen haben. Auch in Bilbao lag die Arbeitslosigkeit bei rund 35%. Im „Company Town“ Eindhoven war die Arbeitslosenzahl bei etwa 30% weil Philipps unterging – bevor dort massiv umstrukturiert wurde. Es wurde eben nicht nur das Guggenheim Museum, sondern vor allem die Metro ausgebaut und der Fluss gesäubert. Diese dramatischen Beispiele werden heute gefeiert und wurden „damals“ möglich. Langfristige Strategien wurden entwickelt und zum Beispiel „Brainport Region Endhoven“ gegründet. Immer wieder raufen sich die Politik, Behörden, Privatwirtschaft und Investoren zusammen – wenn es sein muss (und genügend Budgets „vernichtet“ wurden?). Es ist also nur konsequent, dass Joost Helms aus Endhoven hier öffentlich kommuniziert, dass sie zum Beispiel keinerlei Logistikcenter möchten. Die geringe Wertschöpfung, das Geschäftsmodell. In der niederländischen Stadt hat man die Krise der 90er Jahre (noch) nicht vergessen.
Soweit ist Stuttgart nicht.
Die Stadt Stuttgart ist zuletzt etwas geschrumpft. Dennoch: Die Vergleichbarkeit hinkt zum Teil, denn in Stuttgart gibt es mehr als nur die Autoproduktion, und wir haben Fachkräftemangel. Gleichzeitig ist nennenswert, dass oben genannte Städte heute – dank mutigem Umbau – gefeiert werden. Nachdem sie durch die Hölle gingen. Es wird spannend sein, welche Top-Entscheider sich vorher damit auseinandersetzen. Vor dem Drama. Mit mehr Handlungs- und Spielraum.
Die „Emotional Feelings“ der Bewohner, die „Collective Soul of the City“ sind zunehmend angezählt. Nicht nur in Benztown. Diese Begriffe oder auch „Urban Psychology of a Culture“ sind Dinge, die DER TRENDBEOBACHTER bei der Urban Future 23 in Stuttgart gelernt hat. Er wird sie brauchen können.
Städte sind auch nur Menschen.
Die „Urban Revolution“ steht an… so die Aussage von Idoia Postigo, Directora General de Bilbao Metropoli-30. Es wird – so oder so – mächtig. Der Wandel wird massiv. Menschen machen eindeutig den Unterschied. Die einen haben Idoia und die anderen Ola. Bleibt nur zu hoffen, dass der Leiter der Mercedes-Benz Group immer wieder in seine ursprüngliche Heimat – Schweden – reist. Denn auch auf der Urban Future waren skandinavische Paradebeispiele überdurchschnittlich oft auf der Bühne. Auffällig ambitioniert. Dort hat man umgebaut. Die nordischen Städte sind lebenswert(er).
DER TRENDBEOBACHTER wird Menschen wie Ole Källenius genau beobachten, denn es ist mehr als ungewiss, ob er wirklich „everything“ tut. Genau wie Mathias Haas.
DER TRENDBEOBACHTER ist kein klassischer Trendforscher. Mathias Haas ist auch kein üblicher Zukunftsforscher. Bei allem Anspruch an die eigene Person erlebt Haas genau diese Widersprüche bei sich selbst: Gewohnheiten, Bequemlichkeit, Genuss versus die offensichtliche Notwendigkeit für Verzicht. Und das sind nur drei große Themenblöcke, die dafür sorgen, dass des Zukunftsbegleitung braucht.
Jede Organisation, jede Person benötigt eine eigene Lösung – für die Zukunft. Als Impulsgeber und Berater bietet der internationale Schwabe genau dies. Genau hier kommen die Trendbeobachtung und die PLAY SERIOUS AKADEMIE ist Spiel: www.play-serious.org