JD.com spielt – Mall im Rücken, MediaMarkt im Visier.
Warum JD.com (150 Mrd. USD Umsatz) jetzt auf Deutschland zielt – und was DER TRENDBEOBACHTER drei Wochen zuvor in Shenzhen erleben durfte.
Diese Nachricht hat gesessen: Ein chinesischer Online-Gigant will bei einem der bekanntesten Elektronikhändler einsteigen: MediaMarkt und Saturn
Das ist keine ferne Zukunftsfantasie, sondern aktuelle Realität. Die Zeichen stehen auf Angriff – ausgerechnet von einem Player, den viele hierzulande noch nicht einmal richtig auf dem Schirm haben. JD.com.
Während also bei uns über Prozente, Einfluss und Kontrolle diskutiert wird, habe ich genau diesen Konzern vor drei Wochen in seiner Heimat besucht. In Shenzhen. In einer Mall. Und ja, richtig gelesen: Der E-Commerce-Riese JD.com baut Malls. Physische Malls. Zum Reingehen. Mit Rolltreppen. Und echten Menschen.
Was auf den ersten Blick absurd klingt – der Onlinehändler geht offline – ist in Wahrheit ein sehr cleverer strategischer Schachzug. Er hat mich als Zukunftsbegleiter mehr als nur beeindruckt.

1. Von der Cloud ins Einkaufszentrum – JD.com macht ernst
Während viele Handelsriesen immer noch darüber diskutieren, wie sie ihre Geschäfte „digitaler“ machen können, dreht JD.com das Spiel komplett um: Das Unternehmen kommt aus dem Digitalen und betritt nun die analoge Welt. Freiwillig. Geplant. Mit System.
Was ich dort gesehen habe, war keine billige PR-Kulisse, sondern ein echter Einzelhandelsbetrieb. Es gab Kunden mit Tüten, Produkte zum Anfassen und Beratungspersonal. Und darunter eine extrem smarte, datengetriebene Infrastruktur. Jeder Artikel, jeder Standort, jede Bewegung ist im System erfasst. Wer kauft was? Wann? Wo? Wie oft? Alles ist bekannt. Und das in Echtzeit.

2. Kleine Fläche, große Wirkung
Klar, diese JD.com-Mall in Shenzhen kann das riesige Online-Sortiment nicht ersetzen. Das muss sie auch nicht. Sie ist kuratiert. Präzise. Es gibt genau das, was vor Ort gefragt ist – keine Lagerleichen, keine endlosen Regale. Viel Orientierung, sehr viele Marken-Shops.
Das hat zwei Effekte:
- Erstens bekommt der Kunde das Gefühl, dass hier der “One-Stop-Shop” ist.
- Zweitens steigt das Vertrauen. Wer im Netz bestellt, will trotzdem wissen, dass es die Marke auch „in echt“ gibt. Dass es Ansprechpartner gibt. Dass es Service gibt.

3. Service-Hub statt Verkaufsfläche
Was viele nicht sehen: Die Mall ist nicht nur ein Verkaufsraum. Sie ist auch ein Servicezentrum. Bestellungen abholen? Retouren? Reklamationen? Technische Hilfe? Und genau darin liegt der strategische Unterschied?
Ähnlich wie (damals) beim Amazon-One-Konzept etwa in London dient die Fläche hier als Logistik-Drehkreuz. Sie ist Touchpoint und Rückgrat zugleich. Und sie zeigt: Omnichannel ist bei JD.com keine Marketingvokabel, sondern Realität.
4. Und jetzt Deutschland?
Zurück zur aktuellen Nachricht:
Wenn JD.com jetzt in Deutschland Fuß fassen will, dann ist das kein Testballon. Es ist der Anfang eines Szenarios, das ich als Zukunftsexperte ganz klar kommen sehe:
Erst eine Beteiligung, dann Flächen, dann Services. Wer die JD-Logik einmal verstanden hat, weiß: Hier wird nichts dem Zufall überlassen.
Was heute noch wie eine Investition aussieht, könnte morgen die erste JD.com-Fläche in Berlin, Hamburg oder Wien bedeuten. Vielleicht als Flagship-Store, vielleicht als Pop-up-Store, vielleicht auch direkt als Logistikzentrale mit Kundenzugang. Überraschend wäre das nicht.
Wer weiß, vielleicht wird die Breuninger-Warenhauskette ja doch noch verkauft. 😉

Mein Fazit – und meine Rolle
Vor drei Wochen war Mathias Haas in Shenzhen, weil er als DER TRENDBEOBACHTER solchen Entwicklungen auf die Spur kommen will. Was der Zukunftsexperte dort gesehen habe, war ein ziemlich klarer Zukunftsentwurf: Hybridhandel, aber und weil andersrum gedacht.
Wer JD.com nur als „chinesisches Amazon“ sieht, begeht denselben Fehler wie viele europäische Händler vor zehn Jahren. Sie kommen. Sie kommen vorbereitet. Sie bringen eine ganz eigene Vorstellung davon mit, wie Handel im Jahr 2025 und darüber hinaus funktionieren soll. Sie kommen mit Druck – davon ist auszugehen!
Mein Team und ich werden diese Entwicklung weiter beobachten und wie immer in meine Vorträge, Workshops und Impulse einfließen lassen. Denn die Zukunft ist nichts, was wir irgendwann einmal entscheiden. Zukunft ist das, was andere schon längst tun.
Wir sehen uns in dieser Zukunft!
Mathias Haas – DER TRENDBEOBACHTER
www.trendbeobachter.de
www.play-serious.org








