Howard Yu: Wenn Zukunft aufbricht

Helsinki – Tausende Augen sind erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Und dann kommt diese klare und unmissverständliche Ansage: Nicht träumen, sondern handeln. Howard Yu  von der IMD Business School macht klar, dass „Future-Ready” nicht einfach ein Label ist, das man sich anstecken kann. Es ist eine persönliche Entscheidung, die täglich gelebt werden muss. Das ist das Credo des LEGO® Professors für Management und Innovation und Direktor des Future Readiness Centers: „Future ready is a personal choice!¨

@Nordic Business Forum

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Howard Yu verdichtet diese Haltung in einer praktischen Maxime:

„Be one inch ahead.“

Denn es geht nicht um den einen großen Hechtsprung, und diesen erst noch ins Ungewisse. Sondern im Gegenteil um das konstante verbessern im Kleinen, den „Inch ahead“. Das kann ein Experiment sein, ein Lernzyklus, eine kleine Entscheidung, die alle das System zum Positiven verschieben können. So entsteht Komplexitätsbeherrschung: inkrementell, messbar und skalierbar. Die „Inch-Strategie“ ist pragmatisch und schützt vor dem Gift großer, ungetesteter Sprünge.

Drei Prinzipien, die sofort auf der Werkbank landen.

Im Interview mit Mathias Haas verpackt der IMD-Professor seine Forschung in drei anschauliche Prinzipien. Es sind keine leeren Management-Slogans, sondern konkrete Bauanleitungen.

a) Deliver today – Build tomorrow.
Liefere heute Resultate und baue gleichzeitig das Morgen auf. Das ist kein Zielkonflikt, sondern eine Frage der Gewohnheit. IMD misst genau diese Doppelbewegung. Unternehmen, die Umsatz, Cashflow und operative Exzellenz sichern und gleichzeitig in neue Fähigkeiten investieren, schneiden im Future Readiness Indicator deutlich besser ab. Kurz gesagt: Performance plus Transformation – und dies täglich.

b) Own it, show it.
Neue Fähigkeiten müssen nicht nur entwickelt, sondern auch sichtbar gemacht und skaliert werden: „Own the capability, show the results, then scale.“ Das heißt: Zunächst werden kleine Experimente durchgeführt, dann die Lehren daraus gezogen und schließlich die Erfolgs-verheißenden Projekte schnell hochgefahren. Howard Yu nennt diesen Prozess „experimentieren, lernen, hochskalieren“.

c) Be ridiculously easy to work with.
Radikal simpel in der Zusammenarbeit. Yu warnt eindringlich: Innovation scheitert, wenn sie durch Genehmigungsformulare, Silos oder langsame Entscheidungswege erstickt wird. Wer wirklich „future-ready“ sein will, reduziert die  Reibung  im ganzen Ökosystem – bei Kunden, Partnern und den eigenen Teams. Die Energie soll fließen, das Ergebnis sind schnellere Tests, bessere Partnerschaften und eine höhere Skalierbarkeit.

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„Unfire-able“ werden: Multi-Skills sind Deine Rettung

Howard Yu spricht zwar aus der Perspektive von Organisationen, doch die Lektion gilt auch für Individuen: Bleibe unersetzlich. Sei unverzichtbar, nicht weil du eine Nische perfekt bedienst, sondern weil du über mehrere kombinierbare Fähigkeiten verfügst: technisches Verständnis, Fachwissen in einer oder mehreren Domänen, die Flexibilität zum Experimentieren und die Fähigkeit zum Storytelling. Wer so arbeitet, ist nicht leicht ersetzbar, sondern das Herzstück der Zukunftsmaschine.

Der Index als Spiegel — und als Werkzeug für Anleger

Der IMD Future Readiness Indicator vist mehr als nur akademische Statistik: Er ist ein Messinstrument, das sieben Kernfaktoren in einem Composite-Score bündelt. Diese sind: Finanzfundament, Investorenerwartungen an Wachstum, Business-Diversifikation, Mitarbeitervielfalt/ESG, F&E, frühe Innovationsergebnisse und Liquidität/Schulden. Die Datenbasis bilden öffentliche Finanzkennzahlen, Jahresberichte, Pressemitteilungen und Drittquellen wie CrunchBase, Espacenet, Sustainalytics und Google Trends – kurz: eine Vielzahl öffentlicher Signale, die Trends und operative Stärke abbilden. Damit lassen sich nicht nur Unternehmen bewerten, sondern auch die eigene Aktienauswahl treffen: Wer konstant in die Balance von „Heute liefern – Morgen bauen“ investiert, hat bessere Aussichten.

Praktisch bedeutet das: Der Index „liest” Signale, die auch für Investoren relevant sind – von R&D-Momentum über Diversifikation bis zu Markt- und Investorenstimmungen. In der Realität fließen in solche Analysen auch Gewinnankündigungen, Management-Guidance und Marktreaktionen ein – alles Signale, die bekräftigen oder mindern, ob ein Unternehmen tatsächlich „one inch ahead“ operiert (Die  IMD Business School betont dabei, dass die Methodik Daten sowohl aus Finanz- und Firmenpublikationen wie auch aus Drittquellen zusammenzieht.).

Drei Paradebeispiele, wie die Theorie zur Tat wird

Booking.com — Plattformstärke plus Diversifikation. Booking verfügt über verschiedene Marken, eine starke Cash-Generierung und investiert gezielt in Technologie und Experience. Die IMD-Analyse stellt Booking an die Spitze der Travel-Rangliste. Dies ist ein Lehrstück: Cashflow, Diversifikation und Technologie-Roadmaps werden belohnt.

Mastercard — Ein Zahlungsverkehrsnetzwerk, das kontinuierlich neue Fähigkeiten skaliert. Mastercard führt die Finanzkategorie im IMD-Ranking an: Stabile Ertragsströme, gezielte Investitionen in digitale Dienste und starke Partnerschaften machen das Unternehmen zukunftsfähig.

DBS (Bank) — Ein asiatisches Beispiel für Umorientierung und Geschwindigkeit. Im IMD-Ranking gilt DBS als jene Bank, die Regulierungsdruck in Wettbewerbsvorteile verwandelt hat – durch digitale Transformation, Plattformdenken und eine klare Fokussierung auf das Kundenerlebnis. DBS zeigt: Zukunftsfähigkeit bedeutet auch, regulatorische und regionale Herausforderungen als Hebel zu nutzen.

Die Konsequenz in vier Schritten:

  1. Wähle persönlich.
    Jeder Leader trifft täglich die Entscheidung: „Ich bin dabei.“ Ohne diese persönliche Motivation bleibt alles Theorie.
  2. Plane den „Inch“, nicht die Rakete.
    Setze kleine Experimente mit klaren Metriken — teste, lerne, skaliere.
  3. Messe mit einem Future-Lens.
    Betrachte Cash, R&D-Momentum, Diversifikation und frühe Innovationssignale – das sind die Kriterien, die der IMD-Index nutzt. Übertrage diese Kriterien auf Produkt-Roadmaps und sogar auf die Auswahl des Portfolios.
  4. Radikal wenig „Ego“.
    Mach die Zusammenarbeit mit euch so einfach, dass eure Partner sagen: „Wir arbeiten nur noch mit euch.“ Dann multipliziert sich die Geschwindigkeit.

Fazit: Zukunftsfähigkeit ist kein Zufall – sondern tägliche Übung

Wer „future-ready“ sein will, muss jeden Tag die Ärmel hochkrempeln. Kein Buzzword, kein Raketenstart, sondern der berühmte „Inch ahead“ – das bewusste, kleine Vorwärtskommen. Howard Yus Botschaft ist damit auch eine Einladung an alle Macherinnen und Macher: Nicht auf das perfekte Timing warten, sondern loslegen, testen, lernen, skalieren.

Genau hier setzt auch Mathias Haas, DER TRENDBEOBACHTER, an: Er übersetzt globale Entwicklungen in handfeste Impulse für Unternehmen, Teams und Entscheider. Wer Zukunft nicht nur verstehen, sondern gestalten will, findet auf www.trendbeobachter.de konkrete Einblicke, Inspiration und aktuelle Beobachtungen aus der Welt des Wandels.

Und wer die Theorie gleich in die Praxis bringen will, wird bei www.play-serious.org fündig – dort geht es um spielerisches Lernen, Team-Workshops und Serious Play-Formate, die Zukunftsdenken erlebbar machen.

Denn Zukunft passiert nicht – sie wird gebaut. Ein Inch nach dem anderen.