Kennen Sie den Pflexit?

Jaja, werden Sie sagen…da will wieder einer aussteigen. Den Brexit kennen wir alle. Den Grexit haben wir vorerst hinter uns gelassen – jedenfalls solange, wie sich Griechenland weiterhin anstrengt. Was also ist dieser Pflexit?

Nein, es ist keine Wortschöpfung aus dem Hause TRENDBEOBACHTER. Nichts, was Redner und Trendexperte Mathias Haas in seinen Vorträgen bisher thematisiert hat. Und doch geht es um einen Trend. Einen allerdings, der nicht neu ist. Einen, der schon früher hier und da mal erforscht wurde, aber den irgendwie nur wenige Leute ernst nehmen.

Die Paul Hartmann AG, bekannt als Hersteller von OP-Bedarf, Wundmanagement (z.B. Pflaster) und vielen anderen Produkten rund um die Gesundheit, hat dieses Jahr den Pflexit-Monitor ins Leben gerufen. Kernziel ist es, die Situation der Pflegekräfte in Deutschland zu erfassen.

Es kann als sicher gelten: Am Anfang der Untersuchung, die gemeinsam mit DocCheck durchgeführt wurde, gab es bestimmt einen anderen Arbeitstitel. Rausgekommen ist dann aber schließlich besagtes Wort – und das sagt in sich eigentlich alles:

 

54% der befragten Pflegekräfte haben bereits über einen Berufsausstieg nachgedacht.

Klingt wenig überraschend? Auf jeden Fall dann nicht, wenn man sich in den Alltag derer versetzt, die uns im Schichtbetrieb wieder gesund machen. Die dafür sorgen, dass unsere ältere Generation gut versorgt ist und die einfach all jenen helfen, die sich kurzzeitig oder dauerhaft nicht selbst helfen können. In diesem Alltag trifft sie eines am härtesten: Die zeitliche und operative Überforderung aufgrund des dauerhaft starken Personalmangels. Fast drei Viertel aller Befragten nannten dies als den Hauptgrund für ihre Ausstiegsüberlegungen.

Wenn wir also jetzt schon zu wenig Personal haben und deswegen bald das verbleibende Personal auch noch abdankt…

 

Wer bleibt dann noch?

Wollen wir unsere Alten zukünftig durch Roboter versorgen lassen? Oder das sozialverträgliche Frühableben fördern? Sicher, in Japan – dem Land, das im Durchschnitt NOCH älter ist als Deutschland – wird mit ersterem experimentiert. Und ja, die Akzeptanz steigt – denn zum einen gibt es nur wenige Alternativen, zum anderen liefert der Roboter bei Standardanwendungen eine gleichbleibende Qualität. Doch jeder, der schon mal im Krankenhaus lag – dort arbeiten ja auch Pflegekräfte – oder einen älteren Menschen versorgt hat weiß: Menschliche Zuwendung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr menschliche Zuwendung. Aber nicht durch weniger – denn das läuft beispielsweise dem Heilungserfolg zuwider.

Wird zukünftig also die rüstige 75jährige die zwanzig Jahre älteren Großväter pflegen? Oder werden Privatleute, Klinik- und Heimbetreiber bald bei albanischen oder moldawischen Allround-Dienstleistern dort angeheuerte Hausfrauen zum Pauschaltarif einkaufen, die für einen Stundenlohn von EUR 4,50 (was im Heimatland durchaus viel sein kann) dafür sorgen, dass jeder zur richtigen Zeit die richtigen Tabletten bekommt?

Weil das ja nicht Sinn der Sache ist, steht dann auch der Gesundheitsminister (ein Job, den man wahrlich nicht haben möchte: Pflegenotstand, Landarztmangel, Kostenexplosion und und und) auf und verkündet: Mehr Stellen in der Pflege werden geschaffen! Mindeststandards wird es geben! Fein, das Wahlvieh ist beruhigt.

Doch Moment…irgendwas ist da noch… Richtig: Die geschaffene Stelle allein pflegt meinen Opa nicht. Es bedarf noch einer Person, die sie ausfüllt, die Stelle. Woher kommen all die Personen für all die neuen Stellen? Wo doch a) sowieso kaum ausbildungsfähige und -willige Jugendliche am Markt zu finden sind (egal wofür) und wo b) dann auch noch fast die Hälfte der Pflexit-Monitor-Teilnehmer bekunden, die Berufswahl bereut zu haben und/oder den Berufszweig nicht empfehlen zu wollen.

 

Tja, also das haben wir so nicht kommen sehen…

Was durchaus glaubwürdig ist – und genau deswegen gibt es Trendbeobachtung! Denn oftmals ist es möglich, mit dem geschulten Auge Dinge zu erkennen, die sich langfristig ändern werden – selbst wenn sie momentan und auf den ersten Blick noch klein und unscheinbar daherkommen. Der entscheidende Teil des Satzes ist „mit dem geschulten Auge“.

Mathias Haas macht es vor: Der Experte für Zukunftsfragen, der eben kein Trendforscher oder Zukunftsforscher im klassischen Sinne ist, beschäftigt sich im Hier und Jetzt mit den Entwicklungen der Zukunft. Denn die, so sagt er, ist gar nicht so kompliziert – wenn man rechtzeitig und genau hinschaut. Gemeinsam mit seinem Team macht er Veränderungen sichtbar und bietet in spannenden Vorträgen und Reden seinen Zuhörern die Möglichkeit, heute schon zu erkennen, was sie morgen bewegen wird.

Doch nicht nur das: DER TRENDBEOBACHTER. schafft sich auch selbst Konkurrenz – zukunftsorientierte Organisationen können bei Haas, der auch als Moderator und Berater tätig ist, eine Ausbildung zum Trendbeobachter für ihre Mitarbeiter oder Führungskräfte buchen. Damit danach auch der Transfer gelingt und die Kraft auf die Straße kommt, bietet die von ihm gegründete PLAY SERIOUS AKADEMIE. Workshops an, die die gesamte Mannschaft mit auf die Reise nehmen.

Doch nochmal zurück zur Pflege: Es bedarf weitsichtiger Lösungen, die bereits heute starten können. Es bedarf eines Masterplans, der nicht nur die Bedürfnisse der Wirtschaft, sondern auch die der Gepflegten und die der Pflegenden mit einbezieht. Und zwar langfristig – denn was, wenn auch in Moldawien die Hausfrauen oder generell die Jüngeren ausgehen?

Überhaupt: Haben Sie schon von den 150.000 Lehrern gehört, die in Deutschland „plötzlich“ fehlen?

Deshalb: Schauen Sie vorbei auf www.trendbeobachter.de und www.play-serious.org – denn die Zukunft beginnt nicht erst übermorgen!