Mountain View vs. Wolfsburg / Ingolstadt / München / Stuttgart.
Als ehemaliger Schorndorfer (=Geburtsstadt von Gottlieb Daimler) ist Mathias Haas vielleicht besonders sensibel. Doch dass das Silicon Valley derartig wildert, war dem Zukunftsexperten nicht klar. Hoffentlich ist es wenigstens den Machern der deutschen Mobilitätsanbieter bewusst!
Laut dem „Google Self Driving Car Project Monthly Report” (yes, keep it simple!) von Juni 2015 liefen seit dem Projektstart 2009 die Fahrzeuge über 1,7 Millionen Kilometer im „Autonomous Mode“ und über 1,3 Millionen Kilometern im „Manual Mode“. 1,7 Millionen Kilometer auf Basis von reiner Software und ohne Eingreifen des Fahrers!
Das sind rund 16.000 km pro Woche auf den Straßen von Mountain View, der Heimat von GoogleX (dem Sondereinsatzkommando des gigantischen Datenverarbeitungsunternehmens im Valley). Kein Wunder also, dass sich wirklich niemand mehr umdreht, wenn einer der 23 Lexus RX450h SUVs oder zwei der insgesamt 25 Prototypen um die Ecke biegen. Bei Tag und Nacht, bei Dämmerung, bei Sonnenschein – also immer!
Zum Vergleich: In Kalifornien sind 48 „autonmous cars“ registriert – davon 23 Stück von Google. Nissan hat wohl zwei… es müssen noch weitere 23 Fahrzeuge existieren… Doch Google wäre nicht Google, wenn man – eben als IT-Unternehmen – nicht ganz andere Wege gehen würde. So gibt es laut einer Präsentation von Google eine ganze Stadt zum Training der Prototypen. Dort wurden oder werden freiwillige Mitarbeiter als Statisten eingesetzt, so dass die weißen Roboter lernen können. Eine eigene Stadt in Central-California gekauft und aufbereitet als Trainingslager – bevor die Maschinen die ersten Katzen überfahren. Oder eben Schlimmeres.
Die Erkenntnis, die Mathias Haas aber immer und immer wieder macht ist, dass das selbstfahrende Auto aus dieser Region kommt – als ob es das natürlichste der Welt wäre. Dieser kompakte Ort und die grundsätzliche Bereitschaft miteinander zu reden, sind wirklich beeindruckend. Nokia sitzt eben nur 5 Minuten vom Nissan Research Center, und auch Lior Ron und Brad Templeton kommen kurz vorbei. Unter der Überschrift „Silicon Valley Autonomous Vehicle Enthusiasts“ treffen dann zum Beispiel der Leiter „Google’s local efforts“ und der Chef für „Product Management at Motorola Mobility“ aufeinander. Lior Ron war nicht nur extrem erfolgreicher Gründer, sondern auch CTO bei der „Israeli Army Intelligence“ und sitzt direkt vor dem Schorndorfer. Wenn das mal kein Aufstieg (oder Unkompliziertheit) ist. Eine Reihe weiter – auch ganz außen – nimmt sich Brad Templeton den Platz, den er braucht. Er ist “EFF Director, Singularity University, chair of computers/networks, Robocar developer” und ganz sicher jemand, den man hier verehrt. Einfach so vor Mathias Haas und lauschend. Denn ganz vorne wird von Jeffrey Greenblatt, BERKELEY LAB, über „Autonomous Taxis“ referiert. Die erst öffentliche Präsentation seines Papers – und DER TRENDBEOBACHTER. schreibt fleißig mit. Die anderen Gäste klicken lieber, oder sie filmen ganz entspannt seine Worte.
„Autonomous Taxis“?
Auf jeden Fall elektrisch und wohl mit 90% (!) weniger Greennhouse-Gas!
Das hier jeder an „EV’s“ (Elektroautos) glaubt ist völlig logisch, denn im Gegensatz zu Europa sind diese wirklich Normalität – auf jedem Parkplatz, inklusive der Infrastruktur. Das hier jeder an Uber und Google und Apple glaubt ist auch klar. Diese drei Player wurden hier immer wieder genannt beim autonomen fahren. Es wird wenig Vision bei Tesla (laut dem San Francisco Chronicle, 17.07. testet das Unternehmen seit Monaten zwischen der Bay Area und Seattle) und viel Enttäuschung über deutsche Autobauer formuliert.
Jetzt gilt es herauszufinden, wer mehr redet und wer mehr macht. Gestern Abend noch hat ein ehemaliger Google-Mitarbeiter dem Zukunftsexperten schlüssig dargelegt, warum im Valley „Execution“ wichtiger ist als „Neuheit“. Nur die eigenen Gedanken sind der Vorsprung, so seine These – alles andere würde sowieso kopiert, von China & Co. Folglich sind der selbstfahrende LKW von Freightliner (=Daimler) eine tolle Antwort auf die großen Worte der Nachbarn – und leider auch schon wieder Vergangenheit auf den öffentlichen Autobahnen von Nevada. Klar ist auch, dass die Budgets für solche Projekte bei den klassischen Playern erst aufgebohrt wurden, als die beschriebenen Roboter durch Mountain View liefen. Vielleicht also gar nicht so schlecht, dass die Medien mal wieder Euphorie (oder Angst) produziert hatten. So gibt es heute gigantische „Test-Grids“ auf geschlossenen Autobahnen, alten Kasernen und einer „Airforce Base“ von und für Mercedes-Benz & Co.
Das Rennen ist eröffnet, und die Elemente fügen sich zusammen. Toll zu sehen war zum Beispiel, dass auch Vertreter von Stadtverwaltungen dem Wissenschaftler vom „Laurence Berkeley National Laboratory“ lauschten, dass natürlich Experten von diversen „Kartenanbietern“ und Software-Pros vor Ort waren. Es sind eben nur 5 oder 15 Minuten von A nach B, und es sind eben Menschen, die die Welt retten wollen. Oder zumindest das Valley (mit enormen Staus) und damit die eigene Karriere.
Letzteres wurde übrigens sehr interessant kommentiert vom ehemaligen Google-Mitarbeiter und Informant zur Datenkrake: Menschen, die bei Google arbeiten und gut verdienen (sein Ex-Chef ist 30 Jahre alt und verdient brutto 1.000.000 USD/Jahr), glauben tatsächlich, sie können die Welt verbessern. Diese suchen nach Sinn, und der große Tanker bietet den besten Rahmen für diese Mission. Logisch also, dass diese Kultur und diese Unternehmen bisher nie satt wurden – wie so mancher Konzern in Zentraleuropa. Wieder ein zentrales „Puzzle-Teil“ für die neue Mobilität, die natürlich aus dem Valley kommt!
P.S.
Und es gibt Menschen wie Emmanuele Spera, CEO & Co-Founder von next. Geht es nach ihm und seinem Kollegen, bedarf es eines Updates bei der „Public Transportation“.
Zwei Männer und ja: Die Garage!
DER TRENDBEOBACHTER. war im Industriegebiet, im Hinterhof, in der Garage in San Jose. Von Angesicht zu Angesicht mit dem Modell und dem Wunsch, mit 10 Millionen USD „2 working prototypes und 2 show car prototypes“ zu stemmen. Gemacht aus „off the shelf-technology“, kombiniert mit German engineering, Italian design und software from the Valley. Es gibt wohl ernsthafte Gespräche mit Geldgebern aus dem Mittleren Osten. Vor allem aber gibt es diese “Träumer”, die aus ihrer Sicht eben auch Pragmatiker und Macher sind. Existieren diese leergeräumten Parkplätze auch in Wolfsburg, Ingolstadt, München oder Stuttgart? Oder ist das radikalste in deutschsprachigen Garagen eher das illegale Autowaschen?
Mathias Haas ist DER TRENDBEOBACHTER. Schon mehrfach war seine Trendbeobachtung bei Autobauern und deren Zulieferer genauso wie bei anderen Mobilitätsanbietern gefragt. Die nächsten Vorträge, Keynotes und Moderationen werden unter der VALLEY MINDSET TOUR nicht leiden. Der Zukunftsexperte wird “vollgetankt” nach Europa zurückkehren und sein MegaTrend-Update kommunizieren. Auf Events, Tagungen und Kongressen – Strategietagungen, Presseveranstaltungen und internen Kick-offs. Jeder Vortrag ist ein Unikat! Mathias Haas hat es sich zum Grundgesetz gemacht, dass wirklich jedes Engagement inhaltlich neu aufgebaut wird. Hier im Silicon Valley kommt ein Gespräch zum nächsten… denn nur so kann sich der Innovationsexperte ein eigenes Bild machen – für 5 Wochen!