UIA World Congress of Architects: Heal or Hurt?!

Architektur kann heilen – oder weh tun. Für die 6.000 Gäste aus 135 Ländern war dies ein alter Hut – und doch nennenswert. Für DEN TRENDBEOBACHTER Mathias Haas war dies schon die erste Erkenntnis. Als „bewusst naiver Outsider“ hat der MegaTrend-Experte diesen globalen Kongress in Kopenhagen besucht. Dort waren vor allem Architekten und einige Stadtplaner – etwa aus China, Schweden, den USA und dem „globalen Süden“. Dabei ging es oftmals zu wie auf vielen anderen Kongressen auch. Superstars wie Bjarke Ingels beflügeln den Ticketverkauf und Worthülsen sind legitim.

“I AM MSHRM” druckt Bauelemente, lässt sie organisch überwuchern und legt sie hinterher in den “Backofen”

Es ging um so viel mehr als Architektur

Doch es gab auch eine andere Seite – wie zum Beispiel Francis Kéré, Founder & Principal von Kéré Architecture und Pritzker Prize Winner. Nach seinem Beitrag über „Rethinking Resources“ wurde die Bühne regelrecht gestürmt. Fans wollten Selfies, Autogramme, eine Frage stellen. Fans, die in ihrer Welt ganz sicher auch eine herausragende Rolle spielen. Wir waren in Dänemark, und die allermeisten Gäste hatten Langstreckenflüge hinter sich. Jeder Gast beim UIA ist Vollprofi und hat eine gewisse Bekanntheit – zumindest lokal. Doch auch Architekten haben offensichtlich Vorbilder. Ikonen, die auch – nur mal so – für die Schwächeren der Gesellschaft bauen. Und nicht (nur) für „Super-Rich-Guys“.

Gleichzeitig ist bemerkenswert, daß auch unter diesen „Architektur-Groupies“ die Spaltung der Weltbevölkerung sichtbar wird. Bei Keynote Speakern wie Kunle Adeyemi aus Nigeria waren fast nur Menschen von der Südhalbkugel im echten Euphorie-Modus. Bei Bjarke oder zum Beispiel Hans Joachim Schellnhuber dagegen kamen meist Menschen mit sehr heller Hautfarbe bis zur Bühne. Dies wiederrum ist nicht nur dem deutschen Klimaforscher aus Potsdam aufgefallen.

An anderer Stelle wurde provokant gefragt, wer denn bitte den Begriff des „globalen Südens“ überhaupt erfunden hätte? Ja, diese Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer waren selbstreflektiert, und „die gemeinsame Mission“ wurde immer und immer wieder hervorgehoben. Bis zu dem Punkt, an dem Anna Heringer sich entschuldigt hat. Auf der Bühne – sichtlich gerührt. Es lag Ihr am Herzen, all die Konsequenzen „schlechter Architektur“ (auch durch die Kolonialisierung verbreitet) zu benennen und diese Last zu adressieren.

Gäste machen Ihre Gedanken öffentlich – ganz persönlich

Derartige Momente hatte Mathias Haas nicht erwartet

Indessen stellte sich Zukunftsbegleiter Haas immer wieder die Frage, warum der „Sense of Urgency“ nicht klarer kommuniziert wurde. Die Baubranche steuert schließlich mit +/-40 Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen einen signifikanten Anteil zur Klima-Katastrophe bei!

Ausnahmen hiervon machte nicht nur oben genannter Klimaforscher, sondern auch Reinier de Graaf aus Dänemark. Der Architekt und Autor wies etwa auf die zu erwartenden massiven Fluchtbewegungen hin, die durch die schiere Hitze im Süden und den steigenden Wasserstand in Küstenregionen nur logisch sind. Die einmal unbewohnbaren Regionen werden Hunderte von Millionen Menschen betreffen. Die „sicheren“ Regionen sind nur ein kleiner Bruchteil der heuten Zivilisationslandschaften.

Mater nutzt Material von alten Carlsberg-Fässern, ein Beitrag – ein nennenswerter Beitrag?

Nur ein kleiner Bruchteil!

Gedanklich fortgeführt legt das für einige sicher schon signifikanten Protektionismus nahe. Zumal ja heute bereits rechtslastige Parteien im Aufschwung sind. Die Flüchtlingsströme dieser Tage sind zwar verhältnismäßig stark und dennoch kaum vergleichbar mit der oben beschriebenen Zukunft.

Die Gegenwart vieler Menschen ist dabei weit entfernt von den paradiesischen Zuständen wie in Kopenhagen. Es werden Bilder von Kairo gezeigt: Geschätzte 23 Millionen Menschen. Die größte Stadt Afrikas und gefühlt kein einziger Baum. Oder Makoko, dem Slum mit fast 100.000 Menschen in der Region rund um Lagos. Hier bauen keine Architekten, hier überleben Fischer und Händler auf Pfahlbauten. Bauten für sehr viele Menschen.

Irgendwie. Auf dem Meer. Zum Überleben.

Fragen wie „Where do you put the Christmas-Tree?“ oder „Where do you drink a glas of wine?“ stellen sich dort nicht – das muss man auch benennen. Und genau dafür werden diese Superstars gefeiert. Menschen wie Kunle Adeyemi, Gründer von NLE und Schöpfer des Konzeptes der „Makoko Floating School“. Einfach. Schwimmend. Schnell.

Dabei taucht immer wieder ein Werkstoff auf, der in der „reichen Welt“ (noch) ein Imageproblem hat (vielleicht auch deshalb, weil unsere Phantasie hierfür noch zu beschränkt ist):

Bambus!

Dem gegenüber scheinen Ton und Schlamm in Deutschland gefühlt schon fast „harmlos“. Anna Heringer zeigt auch hier keine Zurückhaltung und schon gar keine Angst. Sie fordert die Behörden und wohl so manchen TÜV-Beauftragten heraus. Nicht zu ahnen, was diese wohl denken und sagen, wenn sie mit Süßgräsern als Baustoff auftaucht. Womöglich auch noch als Konstruktions- und Tragwerk?!

Toll, dass Sie nicht alleine ist.

Auch Diébédo Francis Kéré bezeichnet sich als „Material Opportunist“ und agiert aktuell in Bayern. In Bayern! Und dann kommt der Herr „auch noch“ aus Burinka Faso. Dort ist Zukunftsexperte Haas auch schonmal zwischengelandet, aber der Stadtplaner der Stadt München? Die Stadtbaurätin, die sich bestens mit der Isar und gut mit dem Kunstareal-Fest auskennt? Mathias Haas würde jedenfalls liebend gerne dabei sein, wenn der Pritzker-Preisträger von 2022 im Münchner Rathaus genügsam eine Nummer zieht und dann der erste Eindruck zählt.

Wie gesagt, Mathias Haas wäre gerne mal dabei.

Da ist die „Info-Bomb“ von Bjarke Ingels schon fast langweilig. Er erklärt in nur ein paar Minuten, dass wir die Technologie haben um die Welt auf dänischem Niveau leben zu lassen. Der weltweite Superstar meint „a clean Port is not only nice for the Fish“ und reflektiert wie das Hafenbecken von Kopenhagen mal aussah. Und wie es heute international gefeiert wird. Er mittendrin. Es sei ihm gegönnt. Auch wenn sein CO2-Fußabdruck ziemlich bemerkenswert sein muss – bei diesem Kalender und den weltweiten Anfragen und Projekten.

Es sei im gegönnt?!

Doch wer entscheidet darüber? Klimaflüchtlinge? Kaufkräftige Bauherren wie der Flughafen Zürich? DER TRENDBEOBACHTER? Oder der Vielflieger selbst? Diese Frage liegt in der gleichen Richtung wie die Überlegung, ob und warum überhaupt der „globale Westen“ dem „globalen Süden“ sagt, was künftig zu tun sei.

Es bleibt komplex, und wir benötigen schnelle Verhaltensveränderungen – so viel steht fest. Architektur hat dabei eine Schlüsselrolle. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des UIA wissen Bescheid und klar, sie werden alle eine Antwort haben auf die Frage: „Was ist Dein Betrag?“.

Allerdings: Für die aktuelle Großwetterlage war die UIA 2023 zu harmlos. Wir haben nicht die Zeit, neue Ideen über zehn Jahre auszuprobieren und vorab jahrelang zu diskutieren.

Wir benötigen – sofort – skalierbare Lösungen!

Dabei hilft nur eine Art zu denken und zu handeln: Trial & Error. Versuchen. Scheitern. Verbessern. Versuchen… wie bei oben beschriebener Schule, die mittlerweile zig Mal auf- und abgebaut und verbessert wurde. Sie schwamm und schwimmt in Lagos, Rotterdam genauso wie in China. Genau so muss es sein.

Diese Haltung ist (bei uns) schwer vorstellbar. Lassen wir nur mal die letzten Wochen Revue passieren: Die Wochen des Gebäudeenergiegesetzes, das nicht nur eine Regierung quasi platzen lässt, sondern Tausende von Rechtswählern produziert.

Kann dabei wenigstens die Künstliche Intelligenz helfen?

Nun, vielleicht. Doch dieses Thema kam bei der UIA quasi nicht vor. Der Zukunftsexperte fand das neue Buzzword nur in einer einzigen Überschrift (was nicht verwundert, findet die Konferenz doch in einem 3jährigen Rhythmus statt). Der Takt der Baubranche hat den TRENDBEOBACHTER – bei aller Massivität – jedenfalls nur ganz langsam überrollt. Ganz langsam. Denn wir tun ja auch alle was. Irgendwie.

So betrachtet nimmt sich diese Branche nicht viel im Vergleich mit vielen anderen. Und doch war es hoch interessant, einige Tage in diese Welt einzutauchen. Eine Welt zwischen „Heal“ und „Hurt“, die ganz sicher mehr als viele andere einen „Footprint“ hinterlässt. Ohne den geht es eben nicht.

“Carlsberg District – Where History and Future meet”, diese Führung hat Mathias Haas begleitet – Stadtplanung auf Weltklasseniveau

Mathias Haas = DER TRENDBEOBACHTER. Sein Alleinstellungsmerkmal ist, dass sich der Zukunftsexperte selbst ein Bild macht von der Zukunft. Heute. Im „Hier & Jetzt“.

Sein Team und er sind Zukunftsbegleiter. Als Berater sind sie Pragmatiker. Mit dieser Realitätsnähe zeigen Sie den Status quo – branchenübergreifend und international. Mathias Haas macht die Zukunft nicht komplexer als sie ist – im Gegenteil. Als Strategieberater bietet er Orientierung. Mit seiner PLAY SERIOUS AKADEMIE arbeitet er mit ganzen Organisationen. Denn Zeitgeist verändert den Rahmen, Innovation ist (auch) ein sozialer Prozess.

Wir sehen uns genau dort – in dieser Zukunft!

#Zukunftsbegleitung