Es lebe der digitale Zwilling (und wenn’s dumm kommt, nur der)

Nein, diesen Artikel gibt es nicht nur deshalb, weil der Autor Mathias Haas Mitglied im Cyborg e.V. ist. Obwohl, vielleicht doch, wenigstens ein bisschen. Damit jetzt nicht gleich die Hälfte der Leser verschreckt davon rennt, weil der Trendexperte scheinbar ein wenig zu weit in die Zukunft gereist ist, müssen wir uns langsam herantasten.

Bei vielen Menschen hat man ja schon lange das Gefühl, als trügen sie die bessere Hälfte ihres Gehirns wahlweise in der Gesäßtasche oder auch in einer am Bändchen befindlichen Hülle oberhalb ihrer Kleidung mit sich herum. Diese extrakorporale Intelligenz ist zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des täglichen Lebens geworden, obschon das Ganze mit Intelligenz eigentlich gar nicht so viel zu tun hat. Aber künstlich ist sie – so wie die eigentliche Künstliche Intelligenz, um die es hier gehen soll. Die KI, wie wir neudeutsch sagen, hilft immer dort, wo wir Menschen wegen der Menge oder der Verfügbarkeit an zu verarbeitenden Daten, der notwendigen Geschwindigkeit oder einfach aufgrund unseres beschränkten Intellekts nicht mehr besonders weit kommen.

Eine besondere Anwendung der KI ist die funktionale Verbesserung von (medizinischen) Implantaten. Nehmen wir als Beispiel die künstliche Bauchspeicheldrüse. Hier ist es möglich, den Algorithmus (also quasi das Gehirn der KI) berechnen zu lassen, wie viel Insulin der Patient gerade in diesem Moment braucht. Die notwendigen Informationen kommen aus diversen Sensoren des Implantats, und schon kann die KI ermitteln, wie in Abhängigkeit von den aktuellen und historischen Werten des Patienten die optimale Dosis aussieht. Im Grunde eine gute Sache – selbst Rechnen entfällt, die Dosierung wird immer perfekter. Ob sich der Träger – dann 24h vernetzt – als Cyborg sieht? Technik im Körper, die über sein Leben entscheidet, gesteuert von Computern außerhalb? Denkbar wäre das auch für viele andere Bereiche unseres Körpers. Dagegen mutet das Smartphone fast schon anachronistisch an, wobei die Grundelemente gleich sind. Manch einer findet ja heute schon nicht mehr zum Supermarkt oder nach Hause, wenn ihm sein vernetztes Ersatzgehirn nicht den Weg zeigt.

Cyborg Nest ist in der Markteinführung weitere Upgrades für Menschen, dieses Produkt liefert einen weiteren Sinn

Nachdem nun die KI für den Patienten entscheidet und er ohne sie nicht mehr lebensfähig wäre (s.a. Supermarkt), liegt es nahe, für die KI-Dienstleistung eine Art Abo-Service zu erschaffen. Dienst vergessen zu verlängern?

Insulinpumpe aus, Patient tot.

Diesen Lapsus leistet sich niemand, davon kann man ausgehen.

Was für ein Geschäftsmodell?!

Was man sich allerdings nicht vorstellen möchte: Wenn mal etwas nicht funktioniert. Legen wir den heutigen Qualitätsstandard im Bereich Callcenter zugrunde, dann kann man nur hoffen, dass auch hier die KI übernimmt. Sonst: Siehe fehlende Abo-Verlängerung.

Je mehr solcher Implantate wir in uns einbauen (lassen), umso mehr unseres Wesens – also, dessen, was wir sind, was wir eigentlich selbst entscheiden würden und was sich in unserem Körper abspielt – wird durch die beteiligten KI’s erfasst. Und, das ist leicht vorzustellen, dann auch zu einer komplexen Betrachtung unserer Selbst zusammengefügt. Wenn man so will, wäre bald ein virtuelles Abbild unseres Ich’s in der Cloud möglich. Je mehr Implantate, umso perfekter. Den Rest fügen wir dann noch selbst hinzu: Bilder unseres Äußeren und unseres Verhaltens (einfach zu interpretieren von der KI), Wearable-Daten & Co., und selbst Innenaufnahmen unseres Körpers sind quasi schon fast ein alter Hut (z.B. von der Darmspiegelung per Pillenkamera). Nun verschieben wir das Ganze ins Metaverse und Voila: Eine virtuelle Kopie unseres höchst eigenen Wesens entsteht in einer virtuellen Welt. Denken Sie nur, wie es wäre, wenn auch Ihre künstlichen Hüft- und Kniegelenke Bewegungsdaten weitergeben würden…

Der Oura Ring ist ein typisches Wearable, doch man sieht es ihm nicht an

Erinnert ein bisschen oder besser gesagt ganz – an die digitalen Zwillinge (digital twins), die in Architektur und Industrie aktuell state of the art sind. Nur sind diese nicht so individuell wie wir. Unsere künstlichen Ich’s brauchen dann ja auch Bekleidung und andere Waren – denn schließlich bleiben wir ja auch als Bits & Bytes ein homo consumens. Virtuelle Mode tut also genau so Not wie virtuelle Staubsaugroboter, virtuelle Autos (Pardon: Lastenfahrräder) und all die anderen Dinge, über die sich die Menschen heute so definieren. Natürlich stehen die ersten Unternehmen längst bereit.

Schon wieder ein Geschäftsmodell!

Klingt wie ein Scherz? Ist keiner, soviel ist sicher. Oder hätten Sie vor 20 Jahren geglaubt, dass heute jeder Zweite seinen per Fitness-Armband ermittelten Gesundheitszustand in die Weltgeschichte posaunt und es verschiedenste Marktteilnehmer gibt, die diese Daten dankbar annehmen oder sie teilweise überhaupt sogar zur Vertragsgrundlage machen?

Schön, dass Sie es bis hierhergeschafft haben. Sie haben gemerkt, es geht gar nicht so sehr um den Cyborg, sondern um die Art und Weise, wie Geschäftsmodelle in der Zukunft funktionieren könnten. Es geht darum, welchen Gedankenhorizont man braucht, um weiterhin profitabel zu sein. Am besten sind jene dran, die sich einen Partner holen. Einen Berater, für den Zukunftsbegleitung der Weg zu einer neuen Strategie ist. Für den Trends nichts Bedrohliches, sondern die Grundlage für weitere neue Ideen sind. Einen TRENDBEOBACHTER eben.

In diesem Sinne: Leben Sie wohl. Und denken Sie an Ihr Abo!

Wir sehen uns in dieser Zukunft.

Mathias Haas ist kein typischer Trendforscher und auch kein klassischer Zukunftsforscher. DER TRENBEOBACHTER Haas und sein Team sind Zukunftsbegleitung. Vom Impuls – wie beispielsweise einem Vortrag, als MegaTrend-Update – bis zu langjähriger Beratung in Sachen „Zeitgeist“ und Umgang mit Wandel. Letzteres organisiert und liefert der Zukunftsexperte Haas dann überwiegend mit der PLAY SERIOUS AKADEMIE.