Ein ordentliches Alleinstellungsmerkmal, diese Cabrio-Gondel
Schon länger ist DER TRENDBEOBACHTER mit dem Direktor Jürg Balsiger in Kontakt, denn Organisationen benötigen Alleinstellungsmerkmale. Die Stanserhorn-Bahn hat Carbiogondeln – und wunderbare Menschen. Letzteres ist schwer abzugrenzen und zu kommunizieren. Eine Bergbahn mit einer Gondel, der die Gäste aufs Dach steigen können – das ist schnell und einfach verständlich. Und sehr verlockend!
Die Natur zu erleben – Wind, Sonne, Wetter aller Art – das ist das uneingeschränkte Versprechen in Stans. Dabei fährt die Stanserhorn-Bahn in der Zentralschweiz schon seit 1893. Anfangs als elektrisch betriebene Standseilbahn, heute in einer Mischung aus genau dieser und der doppelstöckigen Luftseilbahn. Egal wann: In Stans wurde Innovation immer großgeschrieben. Vor etwa 130 Jahren wurde eine neu patentierte Zangenbremse eingeführt, heute stehen Menschen auf dem offenen Oberdeck.
Alle wollen aufs Dach.
Ist hier der Preis relevant? Bei internationalen Reisenden aus den USA, die von der Flußkreuzfahrt aus Basel anreisen? Oder bei Städtern wie zum Beispiel aus Zürich, die sowieso ein Naturdefizit haben? Bei älteren Menschen, die hoch hinaus möchten, aber vielleicht nicht mehr ganz so fit sind? Beim Besuch auf fast 2.000m stellen sich diese Fragen nicht mehr. Ab dem ersten Kontakt spürt man die Haltung der „Gästebegleiterinnen“, die der Direktor schon in seinen Mails versprochen hatte. Absolute Kundenorientierung, transparente und wohl dosierte Kommunikation – egal, ob es um das „Parkieren“ geht oder um die Orientierung während der Auffahrt. Ja, auf einmal spricht ein Chauffeur mit den Gästen…Sachen gibt’s. Zumindest in Stans.
Genauso stellt man sich einen Ranger vor.
Ottmar Achermann ist seit 15 Jahren „Ober-Ranger“. Der ehemalige Vize-Kommandant der Kantonspolizei kümmert sich mit seinem Team um die Gäste und deren Fragen – bis hin zu charmanten Hinweisen zum Schuhwerk (falls es denn sein muss). Man kümmert sich um die Berge, um den Murmeltierpark. Die Idee hatte wiederrum Jürg Balsiger – dieses Mal mit einem Freund, der in Kanada eine ebensolche Rolle innehatten. Die Universität St. Gallen kam mit drei Projektabschnitten dazu (Markforschung, Entwicklung von Handlungsspielräumen und schließlich die Umsetzung der besten Option). Gesagt, getan. Heute arbeiten 17 Ranger auf dem Berg – mit den Menschen. Ehemalige Testpiloten, Lehrer, Ingenieure, ja sogar Banker und ein ehemaliger Gefängniswärter. Ehrenamtlich. Mit einem hohen Grad an Selbstorganisation.
Mathias Haas und Jürg Balsiger lernen sich immer besser kennen… und es wird immer klarer, dass Jürg auf jedes Detail achtet. Diesen Charakterzug zeigen viele Führungskräfte. Der Macher aus Stans kann aber auch noch mit Menschen. Er kann sie überzeugen. Argumentieren. Hartnäckig sein. Egal ob beim Verwaltungsrat oder Kapitalgeber, bei Mitarbeiterinnen oder einem Gondelbauer. Er kann nicht lockerlassen – damals wie heute. Erst entwickelt und kämpft er für die erste Cabrio-Gondel der Welt und dann kümmert er sich um den beschlossenen Neubau. Letzteres, obwohl er im November in Rente geht.
Ganz oben.
Nach 25 Jahren möchte er sein „Baby“ in tadellosem Zustand übergeben. Deshalb wurden nicht nur drei neue Bäume vor der Talstation gepflanzt, sondern ebenfalls ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Einzug in ein paar Wochen. Ein ganz normales Gebäude? Von wegen! Dass das Denkmalschutzamt die Solarzellen genehmigt hat wäre für manchen schon nennenswert. Für Jürg ging es natürlich weiter. Das Raumklima kommt von „drexel und weiss“ aus Österreich(!). Unter den Gleisen der Standseilbahn wurde Hightech verbaut, für die Kühlung und Heizung des Gebäudes.
Es ist der ungebremste Antrieb des Oldtimer-Fans, den er seit 26 Jahren an das Stanserhorn bringt. Die Impulse, die Offenheit, die sympathische Herleitung und Wiederholung der Ideen sind es, die hier den Unterschied machen.
Bergbahnen gibt es genug.
Bei 283 Google-Rezensionen (es gibt zwei Registrierungen) einen Durchschnittswert von 4,9 zu erhalten ist eine Sensation. Umso erstaunlicher ist es – wahrlich – dass es bis heute nur eine dieser Bahnen gibt. Weltweit. Das Konzept ist spektakulär, es ist profitabel und erprobt. Der Hersteller von Seilbahnen aller Art, die Garaventa-Gruppe könnte sicherlich Daten aller Art und deutlich günstiger liefern. Es bräuchte einen Anruf und das Angebot wäre mit „Speichern unter“ vervielfältigbar*.
Natürlich gab es Delegationen aus der ganzen Welt, die ähnliche Vorhaben hatten und vor Ort waren. Es braucht aber offensichtlich auch Menschen, die verstehen, dass Innovation ein sozialer Prozess ist. Menschen haben eigene Interessen, Ängste und unterschiedliche Motive. Dies ist ein komplexes Zusammenspiel, das oftmals zu starker Tradition und zu wenig Zeitgeist führt.
Apropos… wie war das nochmal mit dem Klimawandel? Und dem Wintertourismus? Die Cabrio-Bahn ist von April bis November geöffnet. Vielleicht ist alleine dieser Umstand Grund genug für alle nationalen und internationalen Bergbahnenbetreiber, sich auf den Weg in den Schweizer Kanton Nidwalden zu machen?
„Wir arbeiten ohne Augenlärm.“
Dort gibt es keinen „Augenlärm“, also keine visuelle Umweltverschmutzung – wie etwa Werbung mit Schirmen von Brauereien. Dort gibt es Kurse zur Sternenfotografie. Dort wird seit 50 Jahren Oberflächenwasser gewonnen und benutzt. Dort gibt es überdurchschnittliche Preise und damit (wiederrum) den Beweis, was Alleinstellungsmerkmale möglich machen. Und dass ein derartiges Gesamtpaket für Kunden sorgt, die nicht (nur) auf den Preis achten!
Gratulation Stans! Stanser Bergbahn! Jürg!
*Ganz so einfach wäre es natürlich nicht, da jeder Berg und jede „Großwetterlage“ eine andere Variante bräuchte.
Mathias Haas ist bekanntlich kein normaler Trendforscher. Der Zukunftsbegleiter Haas ist auch kein üblicher Zukunftsforscher. Der internationale Schwabe kümmert sich um das “Hier & Jetzt”. Die Zukunft fängt heute an – so wie in diesem Beispiel.
Mehr zu Mathias Haas als Futurist liegt unter www.trendbeobachter.ch bereit.
Mehr zur PLAY SERIOUS AKADEMIE wartet unter www.play-serious.org