Das NEST für Innovation (im Bau)

Dr. Peter Richner hat sich im EMPA sein NEST gebaut. Was für eine großartige Idee – was für ein Spielplatz. Und bekanntlich ist „spielen“ für den Gründer der PLAY SERIOUS AKADEMIE, Mathias Haas, die größtmögliche „Ausbaustufe des Menschen“. Was brauchen wir heutzutage mehr als „spielen“, „testen“, „ausprobieren“? Oder wie andere sagen: „Fail Fast – Fail Cheap“.

Testen – testen – testen.

Genau dies ist jedoch im Gebäudebereich nicht so einfach, denn Immobilien aller Art sind signifikante Investitionen – wenn nicht sogar die größten Ausgaben im ganzen Leben. Die Folge ist absolute Risikovermeidung und folgerichtig massive Regulierung sowie die permanente Verdichtung mit Hilfe von belastbaren Prozessen. Absicherung im direkten und indirekten Sinne.

Jetzt leben wir aber in einer Klima- und Energiekrise, und diese produziert irrsinnigen Druck. Dafür gibt es verantwortliche Player! Der Bau und der Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur frisst 50 Prozent des Rohstoffbedarfs und erzeugt über 80 Prozent des Abfallaufkommens der Schweiz. In der Eidgenossenschaft fließen etwa 40% der Endenergie in dieses Segment. Vor etwa einem Jahr haben sich (durch den Krieg) die Energiekosten um das rund 4fache erhöht. Allerspätestens jetzt ist es an der Zeit, das EMPA mit seinem NEST zu feiern!

Wenn die Bücher zur Wand werden – dann ist man in Dübendorf

Gemeinsam an der Zukunft bauen

Das NEST, ein modulares Forschungs- und Innovationsgebäude der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt, schafft die Möglichkeit, Grundlagenforschung zu „verbauen“ und im richtigen Leben zu erproben. Ja, in diesen Modulen leben Menschen. Dieser Alltag führt dann zu Rückmeldungen und Daten auf allen Ebenen.

Es ist eben keine VR-AR-MR-Brille und auch kein Messestand

Die Industrievertreter wie die Haushaltsgeräte-Hersteller V-ZUG oder der Sauna- und Spabauer KLAFS kooperieren und testen genau in diesem Umfeld. Die Forschung trifft auf die Wirtschaft, und gemeinsam treffen die Expertinnen und Experten auf die User: Die Bewohner. Das vertikale Quartier lebt mit modernster Energietechnik bis zum Eisspeicher, gepaart mit Mobilitätskonzepten. In Räumen gedacht bietet es neben Workshop-Flächen insbesondere Arbeits-, Wohn- und Erlebnisbereiche. Letzteres sind insbesondere ein Fitnessraum und eben jene Spa-Landschaft.

Die Energieforschung hat für die drei unterschiedlichen Saunen schon seit rund fünf Jahren eine sehr durchdachte Lösung. Grob gesagt wird eine Wärmepumpe genutzt und bedient (hintereinander) die drei unterschiedlichen „Sauna-Gänge“. Erst die finnische Sauna, am Ende das Dampfbad. Erst die hohen Temperaturen, dann geht es stufenweise nach unten. So weit so logisch. Doch kein Industrievertreter hat diese Stufenlösung an den Markt gebracht – bis zur eben beschriebenen Energiepreisexplosion.

Die Lösung auf dem Silbertablett kommt jetzt auf den Markt.

Weitere Paradebeispiele für Innovation sind ein Turm aus „programmiertem Holz“ in Urbach bei Stuttgart. 2019 wurde die „ sich markant emporschraubende Landmarke“ für die Remstal Gartenschau erschaffen. Mit der so genannten „Bilayer-Methode“ wird Holz schichtweise zusammengeklebt. Der Zauber kommt durch flache Holzelemente, die durch die Dicke, die Jahresring-Orientierung, seinen Schichtaufbau und zum Beispiel den Feuchtigkeitsgehalt so kombiniert werden, dass sie klare und leicht gekrümmte Linien ergeben. Wieder ein Beispiel, dass durch die Arbeit des EMPA neuartige Lösungen entstehen. Der Turm ist das neue Wahrzeichen der Stadt. Innovation durch die Wissenschaft – im realen Leben. Jeder kann das Werk bestaunen und benutzen.

Dr. Peter Richner direkt am Objekt

Zeitgemäß aus Holz.

Zurück nach Dübendorf bei Zürich:
Mindestens genauso spektakulär sind hier die Arbeitsplätze, die überwiegend durch den „ReUse“ von Materialien aufgebaut sind. Diese Räume sind Lager für Materialien. Bei einer anderen Nutzung wird einfach umgebaut. Nichts ist verschweißt oder verklebt. Selbst der Zukunftsexperte Mathias Haas könnte – mit oder ohne Akkuschrauber – umbauen. Sage und schreibe 2/3 der Materialien stammen so aus dem Rückbau anderer Gebäude. Die Türgriffe von einer Bank, die Bücher aus der alten Bibliothek (heute eine Wand), die Böden, andere Wandelemente, die Leuchten… und ja, der Zeitgeist ist absolut spürbar! Auf anhiebt ist klar, dass die Elemente nicht neu sind – aber gerade deshalb ist das Konzept besonders spannend.

Neu ist heute langweilig. Neu hat selten eine Geschichte.

Nennenswert ist dabei auch, dass für eine solche Arbeitsweise eine intensivere Planung, ein aufwändigerer Abbau (anstelle von Abriss) und ein etwas aufwändigerer Einbau nötig wird. Gleichzeitig sind die Materialien deutlich günstiger oder gar völlig kostenlos. Es liegt auf der Hand, dass Ressourcen gespart und dass das Handwerk aufgewertet wird. Warum also nicht „ReUse“ in die nächste Ausschreibung integrieren? Fragen wie diese drängen sich auf – besonders wenn man ein Original wie dieses betreten oder gar bewohnen kann.

Wenn die komplette Decke gedruckt ist – die Klimaanlage integriert wurde

Diese Räume sind eben voller Geschichten!

Bei Peter Richner ist alles möglich. Sogar Decken mit 70% weniger Beton- und 90% weniger Stahlbedarf. Diese gedruckten Deckenelemente integrieren etwa Lüftungsschächte und erinnern an denkmalgeschützte Stuckdecken. Diese Elemente werden an Stahlseilen aufgehängt – wie Perlen an einer Kette. Zumindest für einen „nativen Pragmatiker“ wie Mathias Haas, der weder Wissenschaftler noch Ingenieur ist. Egal. Daher kommen neue gestalterische Möglichkeiten genauso wie eben diese Innovation, die die Welt braucht. Nochmals: -70% Beton, -90% Stahl.

Es ist großartig zu sehen, dass die Menschheit auch weiter kommen kann. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert.

Dazu passt die „Kreislauforientiertes Bauen Charta“!

Mit dieser Übereinkunft soll die bestehende Gebäudesubstanz durch kreislauforientiertes Bauen ganz groß rauskommen. Hier die Säulen der Mission:

  1. Der Zeithorizont ist 2030
  2. Jede Partnerorganisation entwickelt einen Aktionsplan bis 2026
  3. Die Ergebnisse werden transparent kommuniziert
  4. (Auch) Dadurch wird gemeinsam gelernt
  5. Weitere Partner sind willkommen

Es geht hier um sanieren statt neu zu bauen, um die Reduktion von Materialeinsatz, Wiederverwenden und beispielsweise Abfallvermeidung. Es geht sehr viel auch um Ausbildung. Und es geht vor allem um Schubkraft. Die jetzigen Mitglieder realisieren immerhin 4 Milliarden CHF Hochbauinvestitionen pro Jahr. Mit dabei sind die Baudirektion des Kanton Zürich, die Swiss Prime Site sowie die Post Immobilien Management & Service – um nur drei Organisationen zu nennen.

Toll, dass es Menschen wie Peter Richner gibt, die offensichtlich nicht nur forschen oder technische Finesse zeigen, sondern auch soziale Kompetenz an den Tag legen. Menschen erreichen und Budgetträger überzeugen.

Sehr ungewöhnlich wir es, so bald aus menschlichem Urin – Dünger für die Pflanzen werden

Innovation ist ein sozialer Prozess!

Wie oft gibt es geniale Initiativen, die lausig kommuniziert werden – oft fast ohne Budget und Orientierung? Wie oft wird maximale Kraft in technische Innovationen gesteckt – alles (!) Mögliche möglich gemacht? Wie oft werden die Menschen vergessen – beispielswiese Ängste komplett ignoriert? Das EMPA ist ein Gegenentwurf der zeigt, dass Fördermittel nicht nur fertige Geschäftsmodelle (wie etwa bei der 10 Milliarden EUR-Subvention des neuen Intel-Werkes bei Magdeburg) fördern können, sondern dass unterschiedlichste Stakeholder zusammenfinden – wenn es Orte wie das NEST gibt.

Jedes Detail begeistert: Diese Oberfläche ist

Mathias Haas, DER TRENDBEOBACHTER, ist kein Wissenschaftler und auch kein Ingenieur. Diese „Lücken“ in seinem Lebenslauf machen seine Arbeit aber nicht weniger interessant, denn er wagt zu fragen. Und zuzuhören. Der MegaTrend-Experte und sein Team fokussieren auf langfristige Veränderungen und die Kunst, Führungskräfte und ganze Menschengruppen (z.B. Belegschaften) mitzunehmen.

Mit seiner PLAY SERIOUS AKADEMIE setzt Mathias Haas seit über 15 Jahren auf Gamification als Schlüssel für Change-Projekte und -Missionen aller Art. Er geht in alle Branchen, national wie international. Der internationale Schwabe arbeitet auch viel in der Schweiz – so ist es nur allzu logisch, dass er auch mal für vier Wochen in Zürich sein „temporäres Büro“ eröffnet hat. Von hier aus gibt es dann kurze Wege zu Kunden wie Feldschlösschen, die Helvetia Consulting und Roche.

Mehr zur Zukunftsbegleitung, Vorträgen, Moderationen und StrategieBeratungen von Mathias Haas steht unter www.trendbeobachter.ch und www.play-serious.org zur Verfügung.