26 Show Cars in einem Leben – Der nimmermüde Frank

Rinspeed ist DIE Adresse für mobile Träume. Weltweit. DER TRENDBEOBACHTER Mathias Haas war vor Ort bei Frank M. Rinderknecht. Hier sein Eindruck:

Wenn der Zukunftsexperte Haas in die Zukunft fährt, landet er in Franks Museum in Zumikon, ein paar Minuten hinter Zürich. Die Türe geht auf, und der 67jährige Herr begrüßt und zeigt seine Werke. Eigentlich diskutieren wir zuerst, und dann geht es durch die Sammlung – aber umgekehrt hört es sich besser an.

Wir schlendern also durch ein Vierteljahrhundert Avantgarde – beziehungsweise „Die magischen 26“, wie es der ehemalige Chefredakteur der Auto Motor und Sport im passenden Buch „Rinspeed Concept Cars“ beschreibt. Vorbei am Rinspeed Oasis, zaZen, Senso… bis zum wohl bekanntesten sQuba. Dieses Fahrzeug kann fahren und tauchen – zum Beispiel dank seitlicher Wasserdüsen.

Dieses Concept Car kann reell tauchen!

Wir sprechen über Details, wie sich so ein Concept Car fährt oder eben taucht. Ob das Werk wirklich versenkt wurde und wie es sich im Salzwasser verhält. Ersteres galt übrigens auch, aber nicht nur für den Zürichsee (im Winter!). Letzteres sorgt beim Innovator heute noch für einen respektvollen Blick. Salzwasser und Concept Cars – das geht grundsätzlich, ist aber offensichtlich eher kompliziert. Zur Einordnung: Die allermeisten Concept Cars, die etwa Anfang September auf der IAA in München stehen werden, können nicht mal fahren. Der sQuba kann unter Wasser „fahren“!

Diese Weltneuheit kam 2008.

Das Verrückte ist, dass diese Unikate nicht nur ein „Finish“ wie Produktionsfahrzeuge haben, sie sehen heute noch aus wie „die Zukunft“. Ohne auf die zahlreichen Details einzugehen, doch so könnte quasi jeder Auftrag morgen früh auf der Bühne zelebriert und gefeiert werden. Wenn die siebenstelligen Investitionen (pro Fahrzeug), die unendlichen Stunden und die ganze Passion dahinter nicht ins falsche Licht gerückt würden – man könnte von einem Besuch in einem „Comic der Zukunft“ sprechen. Dazu passt, dass Frank M. Rinderknecht oben genanntes U-Boot in 2022 auch als NFT vermarktet hatte.

Selbst das Metaverse ist für Concept Cars.

Mit der Rinspeed AG hat der Schweizer einen weltweit einzigartigen Mix aus Prototypen- und Konzeptfahrzeugbau mitsamt Mobilitätsberatung aufgebaut. Sein Team und er haben die Concept Cars erfunden und realisiert – zusammen mit etwa 20 Partnerunternehmen. Das konnten zum einen Autobauer selbst sein oder auch große Lieferanten aus diesem Umfeld.

Egal ob Harman, Osram, Eberspächer oder ZF. Auch SAP oder EY waren Partner. Man hat inhaltlich mitgearbeitet, dabei andere Methoden und Denkweisen erfahren und insbesondere Aufmerksamkeit bekommen. Dieses ganze Paket war „der Return“ für die Beteiligung am eXasis mit einer Karosse aus durchsichtigem Polycarbonat, dem Senso mit neuartiger Folientechnik oder dem microMAX, einem People-Mover von 2013, der genau aussieht wie jene Fahrzeuge, die wir heute erstmalig nutzen.

Frank war locker zehn Jahre voraus.

Die notwenige „Passion“, die Frank herausstellt, haben größere Organisationen vernachlässigt, so seine Beobachtung. „Es gibt keine Hofnarren mehr“, die auch Topentscheidern den Spiegel vorhalten und genau diese Aspekte klar kommunizieren. „Der Feind ist die Kurzfristigkeit“, so der Unternehmer weiter. All diese Punkte kennt auch Mathias Haas aus seiner Zukunftsbegleitung. Speziell als Keynote-Speaker bezeichnet auch Haas sich als Hofnarr.

Und das war nicht abgesprochen 😉

Kein Wunder, dass Frank M. Rinderknecht geradezu als „Magnet für C-Level-Besucher“ auf seinen Messeständen fungiert hat. Egal ob auf dem Genfer Automobilsalon oder auf der CES. Zu Frank kamen Menschen, die großartige Titel haben und hatten. Für ihn jedoch waren es Menschen. Einfach nur Menschen, denen er gedient hat. Frank M. Rinderknecht hat immer geliefert. Er war nie vor Gericht. Egal welches Team-Mitglied vielleicht krank wurde und unabhängig davon, welches unerwartete Problem auftauchte. Und wenn es Salzwasser war.

Heutzutage arbeitet er ohne Team weiter.

Obendrein hat der Züricher noch (mindestens) eine Mission: Sie heißt CitySnap und ist eine völlig andersartige Herangehensweise für Kurierdienste. Der Stadtlieferwagen transportiert keine Pakete wie üblich, sondern vorab gefüllte Paketstationen. Diese können – in den Prototypen – teilautomatisiert abgeladen werden. Idee ist, dass diese (wie sonst auch) im öffentlichen Raum stehen, jedoch täglich einmal getauscht werden.

Damit können die mobilen Paketstationen im Depot bestückt werden. Dort ist es warm und trocken, die Effizienz direkt am Band wäre enorm hoch. Früher oder später sprechen wir von vollständiger Automatisierung, denn autonome Fahrzeuge würden die Stationen positionieren. 

Würden/werden/wird.

Wie so oft sind Menschen skeptisch…es gibt diverse Vorbehalte und „Nebelkerzen“, doch eines ist klar: Frank M. Rinderknecht lag schon verdammt oft richtig. Wir dürfen gespannt sein, wer, wann und inwieweit diese Innovation unsere Straßen bespielt. Der Druck steigt, denn die Städte machen „dicht“ und die DHLs dieser Welt verdienen nicht genügend Geld.

Das wiederrum hat die Rinspeed AG getan. Und dieser Punkt macht (neben „Passion“) das Leben dann doch etwas entspannter. Egal ob die ein oder andere Idee zu früh oder zu spät kommt. Frank kann warten.

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#Zukunftsbegleitung