Plateforme 10: Ohne Silos in die Zukunft

Lausanne hat ein neues Highlight, gleich neben dem Hauptbahnhof: Nein, nicht die Nachbildung der legendären Krokodil-Lokomotive Ce 6/811 im mega-klassischen Grün – obwohl die ein echtes Statement ist. Es geht um das komplett neue Kunstquartier, das der ganzen Stadt gehört. Drei kantonale Museen und zwei Stiftungen kommen zusammen.

Ob sie wollen oder nicht.

Es ist kaum zu glauben, doch nicht nur die Direktionen der MCBA, des Photo Elyée und des mudac stehen unter einem Dach. Servicefunktionen wie Verkauf, Kommunikation, Personal und Finanzen werden zentral gesteuert. Die künstlerische Freiheit dagegen ist gegeben – so zumindest die Sprachregelung, die auch Olivier Müller, Kommunikationsleiter der Stiftung, beharrlich vertritt.

DER TRENDBEOBACHTER Mathias Haas definiert sich nicht als Kunstkenner oder gar Museumsprofi, doch er kennt menschliche Verhaltensweisen – vor allem bei Veränderungen. Bei Change-Projekten und -Prozessen. Genau deshalb fordert er auch Olivier immer wieder. Der wiederum verweist auf die Strahlkraft, die dadurch gut und gerne bis nach Zürich reicht.

Dieses Ziel kann der Zukunftsexperte nachvollziehen.

Olivier kommt aus dem Filmgeschäft, und es sind genau diese „Moves“, die dem Zukunftsbegleiter Haas sehr gut gefallen. Unabhängig von der Organisation: Es braucht (auch) andere Erfahrungen, um große Schritte zu tun. Für ihn ist es total logisch, die große Wandfläche des Photo-Museums als Leinwand zu sehen. Kombiniert und telefoniert…und mit „Piazza Piccola“ war quasi der kleine Ableger des Open Air Locarno Film Festivals geboren. Ach ja: Es war ausgebucht.

Durch solche eher unüblichen Kombinationen (was meinte wohl der Architekt zur oben genannten Leinwand?) wird dann ein Museumsquartier auch zum Quartier der ganz normalen Menschen. Dazu passt auch, dass die besagten Museen sich inhaltlich abstimmen. Ein roter Faden, mal leichtere Kost – mal komplexere Themen. Konsequenterweise ist dann das Ticket für alle drei Erlebnisse fast kostengleich wie der Besuch eines Hauses. 25 Franken für drei Erlebnisse. Und es funktioniert. Die Besucher betreten auch mal andere Räume und damit eher unbekannte (und scheinbar unpopulärere) Themenwelten.

Gratulation!

Durch diesen permanenten Regelbruch – zumindest im Vergleich zu anderen Museen – ist es einfach möglich, Ausstellungen auch innerhalb von zwei Wochen aufzubauen. Um so, zum Beispiel, durch äußerst aktuelle Themen auch jüngere Gäste zu bewegen. Braucht es da die typische Sammlung? Sehr wohl. Zumindest für die Budgets.

So funktioniert die Kunstwelt.

Umso wertvoller ist es, dass dieses neue „Super-Museum“ etwa fünfmal mehr Fläche bietet als die Versionen davor. Für die nächsten Jahre ist also Platz. Für exotischere Werke, für andersartige Gedanken. Nicht nur für gutbetuchte Besucher aus Genf, New York oder Shanghai, sondern auch für Arbeiterinnen, Studienabbrecher und Breakdancer.

Toll, dass die SBB Ihre 20.000 Quadratmeter für solche Zwecke „geopfert“ hat. Im Gegen-Zug gab es nicht nur das Modell einer Lok. Dafür gab es ein ganz neues Quartier, das zwar vielleicht nicht weltweit berühmt und legendär wird. Keinen Bilbao-Effekt produziert. Und doch die ganze Stadt und das Zusammenleben darin befruchtet.

Und wenn es „nur“ durch die Tatsache ist, dass wir hier von einem Konzept sprechen, in dem es nicht mucksmäuschen still ist. Ja, in diesen Museen darf man laut sein und sogar Spaß haben!

Schreien wir es in die Welt: Plateforme 10 ist eine Reise wert!

Mehr zu Mathias Haas und seinem Team finden Sie unter:

www.trendbeobachter.de

www.play-serious.org

#Zukunftsbegleitung