Zwischennutzung = Co-Working
Es war gut, dass die Bäckerei Buchmann in Zürich (bzw. Alt-Wiedikon) zu klein wurde. Oder aber der Schweizer Immobilienmarkt nicht nur einen (geplanten) Neubau produziert, sondern eine Zwischennutzung provoziert hat.
Zwischennutzung in Zürich?
Nutzungskonzepte im „In-Between-Status“ sind nicht überall die Normalität, aber in Zürich durchaus üblich und seitens der Stadt gefördert. Die Nachfrage nach günstigem Raum und Freiräumen ist groß, die Landreserven und Areale richtiggehend spektakulär. Da gibt es ehemalige Zentralwäschereien, Teile von Kasernen oder eben mehrstöckige Bäckereien.
Jedes Gebäude hat seine Besonderheiten
Beim Betreten von DasProvisorium erinnert sich der Zukunftsexperte Mathias Haas an Stuttgart21 – Zuhause in Benztown. Denn auch diese alte Bäckerei – heute ein großartiges Co-Working-Zentrum –könnte Investitionen brauchen. Doch genauso wie ein alter Bahnhof (der aktuell betriebene Hauptbahnhof Stuttgart) nicht mehr im Epizentrum von Geldströmen steht, so ist natürlich auch diese Fläche auf Sparkurs. Es ist warm im Sommer und im Winter auch mal zugig – das sagen uns die Fenster aus, obwohl sie natürlich weder Schwizer- noch Hochdeutsch sprechen. Sie gehören zu der Kategorie an Fenstern, die oftmals nicht einmal aufgehen und dennoch Luft durchlassen. So etwas kennt Mathias Haas von seinem Büro. Es lebe der Altbau.
Es war eben auch eine Bäckerei.
Genau deshalb haben diese Räumlichkeiten einen enormen Charme. 2000 Quartmeter Chance! Charme und Chance hat diese Immobilie natürlich nicht einfach nur deshalb, weil Öfen und alte Regalwagen sichtbar sind. Den Zauber erschaffen auch die zwei Damen, die für den Verein stehen. Julia Feldmann und Daniela Fischer rocken die Kubikmeter und vor allem die Menschen. Mit jeweils 80%-Stellen stemmen Sie gleichberechtigt die Geschäftsführung und „kuratieren“ die Mieter.
Die sind der „Klebstoff“ zwischen Mietverträgen.
Menschen lieben – das ist ihre Sache. Empathie. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine Strategie und/oder ein Gefühl für Atmosphäre und Stimmung hätten. Ganz im Gegenteil. Der aktuelle Globalmietvertrag läuft noch bis zum November 2024, und sie sind sich durchaus bewusst, dass dies die Mieter stressen kann. Menschen, die eher 30 als 50 Jahre alt sind. Auch und selbst diese Menschen, könnte man denken.
Weiter geht es immer – nur vielleicht anders?
Aktuell drehen sich alle Untermieter – egal ob Flexdesk oder ganze Teams – rund ums Thema „Food“. Nahrung bedeutet heutzutage „Nachhaltigkeit“, zumindest bei Start-ups und den neuen Playern am Markt. Da sind etwa drei Kaffeeröstereien (soviel zum Thema Marge bei Kaffee), Gastro-Konzeptioner genauso wie laflor.
Letztere ist eine wahre Schoggi-Manufaktur.
Der komplette Prozess des süßen Unternehmens liegt in zwei Räumen im 2. Stock. Transparent. Sichtbar. Zumindest wenn man eine Tour – zum Beispiel von Marina – bekommt (Dankeschön nochmals dafür!). Die Mengen sind überschaubar, die Verpackung lokal produziert, die Bohnen werden von persönlich bekannten Landwirten eingekauft. Die Kakaobohnen von einer Sorte kommen sogar per Segelboot: Aus Kolumbien mit einem Zweimaster! Das nennt sich heutzutage „Sailfreight Zero Emission Transport“. Beim Blick auf die passende Postkarte wird nicht nur die Story hinter der Story kommuniziert, sondern auch die Reiselust geweckt. Beim Rundgang wird nämlich auch klar, dass man hier mitfahren darf – wenn man an Bord mitarbeitet. DER TRENDBEOBACHTER bleibt lieber an Land, darf nochmal naschen und ist „mega-glücklich“, wie die Schweizer gerne sagen.
Wirklich beeindruckt.
Denn jedes Mini-Unternehmen in dieser Community ist eben anders. Folgerichtig ist DasProvisorium anders. Es hat einen roten Faden sowie Mitglieder, die nicht einfach nur ein und ausgehen. Hier kennt man sich, hier grüßt man sich. In der Uetlibergstrasse 65 ist niemand einfach eine Nummer.
Es bleibt zu hoffen, dass der angestrebte Wohnturm noch lange braucht und diese „große WG“ noch länger wirkt.
P.S.
Laflor wird von den Gründern übrigens mit „Popcorn-Schokolade“ verglichen. Dieser Blogeintrag wurde im Co-Working-Space der Credit Suisse an der Europaallee geschrieben. Hier gab es eine Mini-Schokolade mit dem Kaffee und jede Menge Regeln. Beides sogar gratis. Dazu ein Schild mit „Herzlich willkommen“, und man gibt sich Mühe. Aber es ist doch nicht vergleichbar. Dann doch lieber etwas zu warm oder zu kalt. Wäre Mathias Haas permanent in Zürich tätig, die Wahl wäre klar. Und die Hoffnung groß, dass „Zwischennutzung“ auch mal länger dauern darf 😉
P.S. Heute kam der Hinweis, dass diese Institution einen neuen Mieter hat. Auch dieser #PilzChef ist verheißungsvoll.
DER TRENDBEOBACHTER Mathias Haas hat für vier Wochen sein Büro in die Schweiz verlegt. Hier gibt es jede Menge „Zukunft“ und Kundschaft. Mathias Haas und sein Team realisieren seit vielen Jahren die berühmte Zukunftsbegleitung auch für Schweizer Organisationen. Egal ob Moderatorenausbildungen für die Helvetia Consulting, Strategie-Workshops für die Schweizer Börse SIX-Group, MegaTrend-Updates als Keynotes für die UBS oder Zukunftsstrategie-Entwicklung für die größte Brauerei des Landes, Feldschlösschen… Mathias Haas ist sehr gerne hier. Auch und gerade, weil dieses sehr traditionelle Land sehr innovative und mutige Menschen hat. Die Schweiz ist sehr zukunftsfit!
Mehr zu dieser Zukunft unter www.trendbeobachter.de
Mehr zur Arbeit mit Organisationen rund um Zeitgeist und Wandel: www.play-serious.org